Acht Jahre ist es mittlerweile her: Ein paar Motorsport-Enthusiasten beobachteten nur unwillig den Niedergang des kultivierten Offroad-Sports in Deutschland. Richtigen Endurosport zu organisieren, wird immer schwerer. Nicht wenige Veranstaltungen gab es, auf denen die Starter über Straßen und Feldwege von einer Sonderprüfung zur nächsten gehetzt wurden. Von der einstigen Idee des Endurosports – die Ausdauer von Fahrer und Material in schwerem Gelände zu testen – war nicht mehr viel übrig geblieben, „und irgendwie schien das jeder so hinzunehmen“, erinnert sich der Saalfelder Mario Dietzel heute.
JEDER schien das hinzunehmen?… Nein! Ein kleiner Verein in einer kleinen Stadt namens Saalfeld leistete erbittert Widerstand…
Allerdings mussten die Mannen vom MC Saalfeld ohne Zaubertrank auskommen und hatten auch keinen Obelix, der Probleme mit Behörden stemmt, als wären es Hinkelsteine. „Wir haben uns damals auf die Fahnen geschrieben, dass wir Endurosport machen wollen, so wie er früher einmal war: mit viel Gelände, als eine Herausforderung für Fahrer und Material, vor allen Dingen aber auch als Motorsport-Event, der noch bezahlbar ist“, sagt Mario Dietzel über die damaligen Pläne des Vereins, der gerade einmal 30 aktive Mitglieder zählt.
Lizenzfreier Breitensport
An dieser Zielsetzung hat sich bis heute nichts geändert, und am letzten April-Wochenende geht der Endurocup, als welcher die Rennserie der Saalfelder im Jahr 2006 aus der Taufe gehoben wurde, nun schon in die siebte Runde. Endurocup, das soll Endurosport pur sein. Und weil die Saalfelder den Fahrern etwas bieten wollten, gaben sie ihrem Kind damals den Beinamen ‚Die Herausforderung‘. Sowohl der Beiname wie auch die Serienbezeichnung ‚ECHT‘, die für ‚Endurocup Hessen Thüringen‘ steht, sind bis heute geblieben. Nichts geändert hat sich daran, dass die Organisatoren den Fahrern möglichst viel Gelände bieten möchten, und das möglichst günstig und vor allen Dingen organisatorisch unkompliziert.
„Man braucht keine Lizenz, um bei uns zu starten, und das Reglement ist auch denkbar einfach gestaltet“, so ECHT-Chef Mario Dietzel weiter. Anfangs nur für die Zweiradfraktion organisiert, sind in diesem Jahr zum nun schon dritten Mal auch Quad- und ATV-Piloten in einer eigenen Meisterschaftswertung mit von der Partie. „Solange wir den Zuspruch der Quad-PilotInnen haben, ist die Vierradfraktion bei uns immer gerne gesehen.“
Eigenes Quad-Reglement
Für das ECHT-Organisationsteam standen damit weitere Aufgaben an. Da die Vierrad-Piloten nicht zwangsläufig auf den gleichen Kursen fahren können wie die Solo-Biker, müssen die Rennstrecken umgebaut werden. „Das macht etwas Arbeit, aber ein Problem ist es natürlich nicht.“
Umgebaut wurde auch das ECHT-Reglement für die Quads und ATVs. Dazu sagt Mario Dietzel: „Zum einen mussten wir ja in unserem bestehenden Zeitplan Platz für ein weiteres Rennen finden, zum anderen galt es auszuloten, was man Fahrern und Material zumuten kann. Wir wollten hier weder ein Landstraßenglühen wie im Endurocup des DMSB, wo Rennen ausschließlich in den Sonderprüfungen entschieden werden, noch wollten wir Kurse setzen, die so anspruchsvoll sind, dass Material oder Fahrer zu Schaden kommen. Am Ende verstehen wir ECHT als Breitensport, der in erster Linie eines machen soll: Spaß.“
Herausforderungen auf den Etappen
So wurde den Quads im Endurocup eine Renndistanz von zwei Stunden – bei den Motorrädern sind es vier – vorgegeben. Auf dieser sind dann, und das ist identisch zum Reglement der Biker, auf einem abgestecktem Gelände-Kurs eine bestimmte Anzahl an Runden zu fahren, auf denen eine Sonderprüfung wartet. Diese ist gezeitet und wird zur Ermittlung der Bestzeiten und des Tagesschnellstem herangezogen. Ähnlich dem Enduro-Reglement gibt es Durchfahrtskontrollen.
„Bei ECHT warten die eigentlichen Enduro-Herausforderungen auf den Etappen. Dort haben die Fahrer Zeit, müssen sich nicht stressen, sodass sie zwar ihre Grenzen ausloten können und müssen, aber nichts riskieren müssen. Die Sonderprüfungen sind so abgesteckt, dass sie für alle Teilnehmer flüssig zu fahren sind, auch für Einsteiger.“
Challenge ohne Zugzwang
Entscheidend für den Spaßfaktor in der Breite ist, dass sowohl Einsteiger als auch versierte Fahrer wie eben auch die Piloten, die im Geländesport zu Hause sind, bei ECHT auf ihre Kosten kommen sollen. „Wenn sich die Hard-Enduro-Fans auf der Sonderprüfung die Sekunden um die Ohren hauen, dann ist das ja deren Sache, und wenn das den Spaß für sie ausmacht, haben wir alles richtig gemacht“, sagt Mario. Wer die Enduro-Herausforderung sucht und seine eigenen Grenzen ausloten möchte, der kann sich auf der Etappe austoben. „Und wer an einem Hang mal einen zweiten Anlauf benötigt, kommt dank des Reglements nicht in Zugzwang.“
Die Rundenzahl wird übrigens anhand einer ‚Probefahrt‘ ausgerechnet. Die machen dann Leute wie der amtierende ATV-Meister Nico Richter: „Keine Angst, ich hämmere dann nicht mit allem was geht über den Kurs, sondern schaue mir die Strecke in Ruhe an.“ Hier und da werden dann auch nochmal Änderungen vorgenommen, schließlich soll es am Ende für alle und nicht nur für die Top-Piloten machbar sein. „Meine ‚entspannte‘ Zeit wird dann auf zwei Stunden hochgerechnet, und so sollten dann Rundenzahlen zustande kommen, die auch für den Serienneuling machbar sind“, sagt Nico.
Stammtisch
Wenn ein Starter seine Rundenzahlen nicht schafft, ist das kein Problem. Auf den warten im Ziel weder die Römer noch ein Hinkelstein von Obelix. Vielmehr kann man sich bei ECHT sicher sein, dass im Ziel einen Zaubertrank wartet. Den macht zwar nicht der Renn-Druide Klaus Dietzel, aber den trifft man nach Rennende gerne mal dort, wo der kühle Gerstensaft ausgeschenkt wird: „Der Stammtisch mit den Jungs gehört am Abend bei ECHT auf jeden Fall dazu. Benzingespräche und eine weitestgehend familiäre Atmosphäre machen ECHT genauso aus wie die Rennen.“ Dabei sind neue ‚Familienmitglieder‘ natürlich immer gern gesehen.
Nachwuchs-PilotInnen
Mit von der Partie ist in der ECHT-Gemeinde übrigens auch der Nachwuchs. Nicht nur bei den Motorrädern gibt es eine Einsteiger- und Junioren-Klasse, auch bei den Quads können die Youngster der Szene erste Enduro-Erfahrungen sammeln. Dabei sind die ‚jungen Wilden‘ meistens auf identischen Kursen unterwegs wie die Großen. Und damit dabei nichts schief geht, werden die Quad-Kids von erfahrenen Fahrer ‚eskortiert‘, und das von Top-Piloten der deutschen ATV-Szene, allen voran Michael Krambehr und Nico Wiesel.
Saisonstart am letzten April-Wochenende
Los geht die Saison am letzten April-Wochenende, dann steht mit den Rennen in Döbritz gleich ein Highlight auf dem Plan. Der Kurs inm Tagebau in der Nähe von Pößneck lässt kaum Wünsche des Enduroherzens unerfüllt. „Wir haben dort fast 100 Prozent Geländeanteil, und der Fantasie sind bestenfalls physikalische Grenzen gesetzt“, freut sich Mario Dietzel auf die Saisoneröffnung.
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Termine ECHT Enduro Cup Hessen Thüringen 2012
- 29.04.2012
1. Lauf ATV/Quad
Wo? Döbritz / Deutschland - 13.05.2012
2. Lauf ATV/Quad
Wo? Venusberg / Deutschland - 03.06.2012
3. Lauf ATV/Quad
Wo? Dolle / Deutschland - 01.07.2012
4. Lauf ATV/Quad
Wo? Meltewitz / Deutschland - 04.08.2012
5. Lauf ATV/Quad
Wo? Oschersleben / Deutschland - 01.09.2012
6. Lauf ATV/Quad
Wo? Saalfeld / Deutschland - 16.09.2012
7. Lauf ATV/Quad
Wo? Großlöbichau / Deutschland - 03.11.2012
Meisterschaftsfeier
Wo? Saalfeld / Deutschland
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Kontakt: MC Saalfeld