18.05.2009
Abenteuer

Weltrekord – Jörg Schnorr von Köln nach Kapstadt

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Jörg Schnorr berichtet für ATV&QUAD. Lesen Sie sein Reisetagebuch:

EUROPA

Dienstag, den 17. März 09

Jörg Schnorrerreicht VenedigEndlich über die Alpen – das sind meine Gedanken, als ich den Gotthardtunnel verlasse. Seit dem Start gestern in Köln bin ich nun über 850 Kilometer gefahren und ich muss sagen, dass ich mit den Fahrleistungen der Gladiator zufrieden bin, ich kann zwar nicht ganz mit den LKW’s mitschwimmen, aber es reicht für eine Dauergeschwindigkeit von ungefähr 80 km/h und so komme ich zügig voran. Und das Wetter meint es gut mit mir, war es in Deutschland eher trüb aber trocken, hat mich die Schweiz schon mit Sonne empfangen und begleitet, und in der Südschweiz ist es schon schöne 15 Grad warm, viel zu warm für meinen eingepackten Körper. Meine Griffheizungen bleiben heute aus!

Und ich bin erstaunt, dass die Gladiator sich trotz 300 Kilo Anhänger nur neun Liter genehmigt, eine angenehme Nebenerscheinung des ATV’s. Und dies ist weniger, als ich vorher gedacht hatte.Jörg Schnorr: entdeckt reißende Schluchten

Weniger angenehm ist es, dass kurz vor dem Gotthardtunnel die Motorlampe aufleuchtet. Kurz ausgelesen und es ist wahrscheinlich eine lose Steckverbindung an der Instrumententafel, die die Steuerung irritiert. Dies werde ich morgen einmal durchchecken lassen, wartet doch ein Treffen mit Valentino Novello von Fokamo, der italienische Cectek-Importeur auf mich. Dort ist die letzte Möglichkeit in Europa, alles an der Maschine durchzuchecken und letzte professionelle Hand an die Maschine zu legen, falls etwas erforderlich sein sollte. Bis auf den Stecker ist aber alles gefühlt in Ordnung.

Mittwoch, 18. März 2009

Ciao Italia

Donnerstag, 19.03

Ich bin sehr herzlich bei Fokamo aufgenommen worden. Das Durchchecken der Gladiator ging sorgfältig voran, und ich bin erstaunt, dass der Antriebsriemen nach fast 2000 Kilometer, davon 1200 mit Anhänger und durch die Alpen, noch so gut aussieht; auch der Motor ist topfit. Vorsichtshalber wird die Tachoeinheit ausgetauscht, da ich mit meiner Tankrucksackbefestigung ein Kabel und eine Dichtung aus dem Tacho gerissen habe und dies zu der Fehlermeldung geführt hatte.

Abends bin ich noch zu einem sehr leckeren Essen eingeladen worden und auch von einer Hotelbuchung haben sie sich nicht abhalten lassen. Sie können nicht verstehen, dass ich im Wohnwagen übernachten will und bestehen darauf, mich zum Hotel einladen zu müssen.

Überhaupt bin ich von der Gastfreundschaft überwältigt. Besonders freundlich werde ich begrüßt und dass ich nicht noch Autogramme schreiben muss, ist alles.

Heute morgen hat der Schlagzahlspezialist noch die Motornummer in das Gehäuse eingeschlagen. Dies ist für die ägyptischen Grenzer wichtig, da sie die Nummer abrubbeln, um zu verhindern, dass man im Land den Motor tauscht. Ein gut sichtbarer und von der Materialstärke ausreichender Platz wurde über dem Öleinfüllstutzen gefunden und so kann ich dem Grenzübertritt nach Ägypten beruhigt entgegensehen.

Nach dem wir noch ein paar Photos von der Belegschaft und meinem Gespann gemacht haben, konnte ich die 80 Kilometer bis nach Venedig schnell hinter mich bringen.

Wie groß war die Enttäuschung, als ich hören musste, dass Donnerstags keine Fähre von Venedig aus abfährt. So habe ich wieder ein Tag verloren, der mir zum Sudanvisum fehlt. Und da die Fähre erst abends in Patras ankommt, wird es sehr knapp mit den Visum.

Mein Visum für den Sudan läuft leider am zweiten April ab, Da ich meinen Start um eine Woche verschieben musste, habe ich nur zwei Wochen Zeit, um nach Assuan zur Fähre zu gelangen. Ein Unterfangen, was so schon schwierig ist, nun aber fast unmöglich erscheint.

Die Verlängerung des Visums ist laut Berichten von anderen Travellern nicht so einfach. Ich muss mich aber wohl darauf einstellen, in Kairo meine Zeit mit dieser Maßnahme zu verbringen.

Der Vorteil ist aber, dass ich mir nun eine Woche mehr Zeit nehmen kann für die Anreise, da die Fähre über den Nasser-Stausee nur einmal in der Woche fährt.
Also habe mich auf einem Campingplatz in Venedig zwischen die großen Wohnmobile gequetscht und mir die Stadt angeschaut.

Allerdings bin ich in Afrikalaune, und nicht auf einem europäischen Städtetrip, und so fällt es mir ein wenig schwer, mich darauf einzulassen. Aber ich bin schon beeindruckt von der Pracht der Paläste und Kirchen und bekomme eine Ahnung von der Macht des Dogen und der Kirche über Jahrhunderte hinweg.
Den Markusplatz findet man übrigens sehr einfach: A.) immer den Menschenmassen nach und B.) immer den Eispreisen nach. Je näher man dem Markusplatz kommt, desto teurer die Kugel Eis. Von 1 € am Stadtrand bis zu 1,50 am Rand des Platzes variieren die Preise.

Samstag, den 21. März 09

Die Nacht zum Freitag war sehr stürmisch und nass, und ich war froh, mein Tarp über den Miniglobe gespannt zu haben, weil das von mir eingebaute Dach doch nicht so ganz dicht zu sein scheint. Dass muss ich doch noch einmal überarbeiten.

Am anderen Morgen habe ich mein Ticket in Venedig gekauft, noch ein paar Besorgungen gemacht und bin an Bord gefahren. Allerdings habe ich beim Rangieren in der engen Fähre mit dem Wohnwagen einem irakischen Autoschieber den Audi zerkratzt. Nur ganz leicht und bei uns per Smartrepair eine kleine Sache. Aber er hat natürlich versucht, Geld aus der Sache zu schlagen, und ich hatte Mühe, ihn davon zu überzeugen, dass die deutschen Versicherungen zuverlässig sind. Die Besatzung der Zeus Palace, unserer Fähre, hat mich dabei sehr unterstützt, vielen Dank.

Die Überfahrt ist ansonsten langweilig und öde. Außer Autoschiebern und LKW-Fahrern sind wenig Reisende an Bord und die Hälfte der Räumlichkeiten sind wegen der Nebensaison gesperrt.

Heute komme ich gegen 19.00 in Patras an, zu spät, um die ca. 300 km nach Piräus zu fahren, wo die nächste Fähre auf mich wartet.

Sonntag, 22. März 2009

Quer durch Europa

Griechenland empfing mich mit heftigem Regen. Leider war auch der Campingplatz schon zu, den ich bei Patras anvisiert hatte. Nun, habe ich halt auf dem Parkplatz vor dem Camping übernachtet, mit dem Wohnwagen ist dies viel einfacher als mit einem Zelt. Tür auf, rein mit mir, Tür zu und fertig. Heute morgen ging es schon früh los, innerhalb von einer Stunde war ich beim Isthmus von Korinth und bald in Piräus, wo ich heute Nachmittag mit der Fähre nach Chios und dann weiter nach Chesme in die Türkei weiterfahre. Zum Glück lacht wieder die Sonne.

TÜRKEI/SYRIEN/JORDANIEN

Montag, den 23. März 09

Jörg Schnorr: In der Türkei angekommenNachdem ich mir die halbe Nacht auf der Fähre nach Chios um die Ohren gehauen habe – die Fähre kam um vier Uhr Nachts an und die Anschlussfähre nach Chesme fuhr um acht Uhr los, dazwischen kam noch der Ticketkauf, Polizei und Zoll – bin ich über Izmir nach Antalya gefahren. Vielmehr, ich wollte fahren, bis kurz vor Antalya bin ich auch gekommen, eine Marathonstrecke von fast 500 Kilometern, bis plötzlich nichts mehr ging. Weder vorwärts noch rückwärts. Es war schon dunkel, ich war auf ca. 1400 Metern Höhe, es war um den Gefrierpunkt kalt, es windete stark und es schneite ein wenig. Und so hielt ich mich mit der Diagnose stark zurück und tippte erst einmal auf den Antriebsriemen. Da ich keine Lust hatte, bei dem Wetter dort neben der Straße zu übernachten, geschweige denn zu schrauben, organisierte ich mir einen Abschlepper, der mich nach Antalya brachte. Dort haben der Chefmechaniker einer quaderfahrenen Werkstatt und seine Jungs den Seitendeckel aufgemacht, und richtig, der Riemen lag förmlich zerfetzt im Gehäuse. Hatte er nach der Alpenüberquerung noch sehr gut ausgesehen, sind ihm die noch steileren Auf- und Abfahrten der kilometerlangen Bergstrecken mit dem Gewicht am Haken im Hinterland von Antalya nicht gut bekommen. Aus diesem Grund habe ich ja reichlich Ersatz dabei und flugs waren die Probleme erledigt. Ich denke, dass ich die schlimmsten langen Bergstrecken bis Äthiopien hinter mir habe und dieser Riemen länger hält, ansonsten muss ich mir welche nachschicken lassen. Die Reifen sind noch gut von Profil, etwas, was vorher noch nicht so ganz klar war, aber nach nun 2300 Kilometern ist noch reichlich Profil drauf.

Nach einem längeren Gespräch mit dem Chef der Werkstatt, gegenseitigem Familienphotos zeigen, Tee trinken und mit den Händen schwatzen (wohl dem Internet, so konnten wir einzelne Worte über den Übersetzer laufen lassen) und einer kleinen Einkaufs- und Schlemmertour, bin ich auf einen Campingplatz hinter Alanya direkt am Meer gelandet. Das Wetter zeigte sich von bester Laune und es war über 20 Grad und sonnig. Allerdings ist es, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, dann direkt wieder kalt.Jörg Schnorr:

Das Bergland hinter der Küste (oder vor der Küste, je nach Sichtweise) ist sehr schön. Es erinnert mich an Nordafrika mit seiner kargen Schönheit. Und inmitten der Berge, die teils noch weiße Schneekappen tragen) liegen saftig-grüne fruchtbare Täler, welch ein Kontrast.

Ich finde es schade, dass ich hier nur durchrase, aber ich muss ja nicht das letzte Mal hier gewesen sein, es lohnt sich, wieder zu kommen. Und es wird mir noch häufiger passieren, dass ich denke, hier warst du zu kurz, bei einer Reisedauer von nur 3 Monaten ist das einfach nicht anders zu machen, aber so weiß ich zumindest, wo es sich lohnt, noch einmal eine eigene Zeit an dem Ort zu verbringen.

Heute Nacht lasse ich mich vom Meeresrauschen in den Schlaf wiegen, wie schön!

30. März 2009

Jörg Schnorr: Endlose Wegstrecken, aber guter Asphalt„Looking for Hotel?“ mit dieser Frage wurde ich vor fünf Tagen an einen schönen Platz zum Übernachten an der türkischen Küste gelockt. Da der Campingplatz, den ich vorher angefahren, gesucht und gefunden hatte, geschlossen war, kam mir dieses Angebot gerade recht. Allerdings wollte ich kein Zimmer, sondern auf dem Gelände campieren, was auch ohne Probleme machbar war, waren doch zwei Plätze dafür vorgesehen. Den ganzen Tag lang war ich an der Küste entlang immer weiter Richtung Naher Osten gefahren. Hatte sich was mit „alle Berge nun hinter mir gelassen“ die Straße war sehr anspruchsvoll, kurvig und bergig, und da es auch noch regnete, konnte ich nur langsam das Quad durch die Landschaft bewegen.

Aber was für eine Landschaft, Kargheit wechselte sich mit fruchtbaren Gegenden ab, zwischendurch immer wieder das Mittelmeer. Gäbe es mehr von der Sonne, ich hätte es viel mehr genießen können.

Einen Tag später fuhr ich dann auf der Autobahn Richtung Grenze und kam dort auch im Dunkeln an. Aber nach einer halben Stunde an der Türkischen und einer dreiviertel Stunde an der Syrischen Grenze war ich in Syrien. An Weiterfahren war nicht zu denken, ist das Fahren doch zu gefährlich. Unbeleuchtete Fahrzeuge, die einem als Geisterfahrer entgegenkommen, Eselskarren, metergroße Löcher, die nur mit einem Syrischen „Warndreieck“, einem aufrecht stehenden Reifen gekennzeichnet sind, und viele andere Nettigkeiten, die auch einen türkischen Trucker dazu veranlassten, mich vor der Weiterfahrt zu warnen. Da brauchte er keine Angst zu haben, da saß ich lieber gemütlich mit den LKW-Fahrern bei einem Tee und einem leckerem Essen beeinander und unterhielt mich mit Einem, der vor 30 Jahren für zwei Jahre in Kiel gelebt hat und noch ein wenig Deutsch konnte.

Morgens darauf war es recht kalt, meine dicken Handschuhe und die Griffheizung kamen zum Einsatz.

Ich bin dann noch bis nach Damaskus gefahren, der Hauptstadt Syriens. Der Campingplatz ist recht einfach zu finden, irgendwann auf der Straße, vorbei an sämtlichen Automarken, die es gibt – die meisten davon kannte ich noch nicht einmal – zeigt ein Schild zum Einbiegen rechts ab.Jörg Schnorr: Trucking the highway

Ich bin dann mit dem Taxi in die Innenstadt gefahren, nicht ohne mich vorher beim Platzwart erkundigt zu haben, wie teuer dass denn sein darf. Und siehe da, der Taxifahrer will fast das Doppelte. Nach zähem Verhandeln sind wir beide zufrieden und ich kann mir das Zentrum von Damaskus anschauen und erleben. Leider war heute, am Freitag, vieles geschlossen, so dass ein wenig an Athmosphäre hier fehlte, aber in den Straßen, wo die Zuckerbäcker und Lebensmittelhändler sind, war viel Leben. Und die Süßigkeiten sind wirklich herrlich, zwar zuckertriefend, aber ich mag sie!

Vorgestern bin ich in der Frühe los, um nach Jordanien auszureisen. Durch den Stopp and Go der Hauptstadt musste ich durch, und plötzlich waren die Hinweisschilder weg. Erschwerte Bedingungen, neben dem Aufpassen auf den Verkehr noch erhöhte Aufmerksamkeit auf das GPS und Karte. Zum Glück passen hier die Anderen ein wenig auf mich auf, so dass mir nichts passiert ist.

Jörg Schnorr: Unterwegs nach DamaskusDie Grenze nach Jordanien war schnell erreicht, nach 20 Minuten war ich aus Syrien raus; die Jordanier brauchten allerdings ein wenig länger, weil sie erst diskutieren mussten, als was sie mein Quad einstufen, als Auto oder als Motorrad, schließlich sprach ein höherer Offizier zu meinen Gunsten ein Machtwort und ich konnte als Motorrad die Grenze passieren. Viel Spaß hatte ich auch mit dem Versicherungsmenschen. Jeder muss an der Grenze eine Versicherung abschließen, und er beobachtete die Menschen und aus welchen Fahrzeugen sie ausstiegen und schrieb schon, bevor sie überhaupt im Büro waren, die Police aus. Wenn die Fahrer dann rein kamen, sagte er nur „10 Dinar“, legte die Police hin und schaute meist in verblüffte Gesichter. Nur bei meinem Fahrzeug biss er sich die Zähne aus. Cectek hatte er noch nicht im Programm. Was er dann in die Police geschrieben hat? Keine Ahnung!

Nun ging es nach einigen Kilometern durch Amman, der Hauptstadt von Jordanien. Gleiches Spiel wie in Damaskus. Plötzlich waren die Hinweise weg und ich musste im Stopp and Go durch die Innenstadt. Nach dem dies geschafft war, kam ich über die Berge zum Toten Meer. Der tiefste Punkt meiner Reise, wenn auch einer der Höhepunkte bisher. Der Anblick von weitem auf den See ist schon beeindruckend, dann durch die Bergschluchten in Serpentinen runter zum See war faszinierend. Leider war der See mir zu kalt und ich war nur mit den Beinen im Wasser. Als ich wieder heraus kam, waren meine Beine von einer Salzkruste umgeben. Übernachtet habe ich dann recht bald hinter dem See mitten in den Bergen an einem kleinen Oasenteich, sehr malerisch von Dattelpalmen umgeben.Jörg Schnorr: Endlich ein Hotel

Gestern ging es dann weiter nach Aqaba (ich habe immer noch den Ruf von Lawrence von Arabien im Kopf „nach Aqabaaaa….“)wo ich mit der Fähre nach Ägypten übersetzte und dort wäre beinahe meine Reise zu Ende gewesen. Aber dies ist eine andere Geschichte.

Dienstag, 31. März 2009

Guele, guele (Anm. d. Red. : Türkisch für „Auf Wiedershen“)

ÄGYPTEN

Sonntag, 05. April 2009

Kairo

Sonntag, 06. April 2009

Asyut

„Nice jeans do you have“ mit diesem Spruch und vielen belustigten Blicken bin ich bedacht worden, weil ich mit meiner Motorradhose bei den Pyramiden rumgelaufen bin, und dieses Beinkleid in Ägypten fast unbekannt ist.

Jörg Schnorr: Die Wüste ruft wiederNun bin ich ein paar hundert Kilometer von Kairo entfernt und bin seit ca. einer Woche in Ägypten. Die Überfahrt von Aqaba in Jordanien nach Ägypten lief problemlos, allerdings war die Einreise nicht so problemfrei, wie ich mir dass vorgestellt hatte. Plötzlich meinte ein Grenzbeamter, dass Quads in Ägypten gar nicht auf der Straße fahren dürften, und so ergab sich eine Diskussion, die sich über Differential, Rückwärtsgang und Straßentauglichkeit eine Zeitlang hinzog, und die dann doch zugunsten einer Einreise entschieden wurde. Ich sah mich schon die teure Fähre zurück nach Jordanien buchen. Ein höherer Offizier der Touristenpolizei hat mir sehr geholfen, doch noch einreisen zu können, vielen Dank. Allerdings war das ganze Prozedere recht langwierig und so konnte ich die Zollstation nur noch im Dunkeln verlassen. An eine Weiterfahrt war nicht mehr zu denken. Dies wäre auch nicht so gut gewesen, denn die Sinaihalbinsel ist sehr schön. Die Berge reichen bis an den Golf von Suez heran und so kam ich in den Genuss vieler schöner Kurvenstrecken, die mit gutem Asphalt eine Freude zu fahren waren. Ca 200 Kilometer vor Kairo musste ich allerdings anhalten, weil die hintere Kardanwelle, die sich schon etliche Kilometer vorher gemeldet hatte, den Geist aufgegeben hatte. Ich habe sie ausgebaut und bin mit dem Vorderradantrieb weitergefahren, um in Kairo auf die Ersatzteile zu warten.

In der Zwischenzeit musste ich mich auch noch um meine Visumverlängerung in der Sudanesischen Botschaft kümmern, die sich ein wenig hinzog, und sagenhafte 100 US Dollar kostete. Das Visum selber in Deutschland besorgt, wäre um einiges günstiger gewesen. Aber was soll’s, ich kann es ja doch nicht ändern und muss hier tief in die Tasche greifen, um das Land betreten zu können. Allein die Einreise hat an die 270 Dollar gekostet, und damit bin ich wohl noch billig weggekommen; einige Geländewagenfahrer, die ich getroffen habe, berichteten von höheren Summen.

Generell ist Ägypten eher für den Pauschaltouristen gemacht, der Individualtourist ist eher unwichtig. Ich erlebe hier eine Mischung aus Abzocke – gerade an den Touristenpunkten wie den Pyramiden – und einer großen Gastfreundlichkeit und Hilfsbeitschaft.

Ich bin natürlich zu den Pyramiden und Madame Sphinx gegangen, aber die ständige Nerverei um irgendwas, was dann letztendlich doch Geld kosten soll, vermiest einem schon ein wenig die Stimmung. Erst hinter der zweiten Pyramide wird es etwas ruhiger, weil viele Touristen nicht so weit gehen, und ich konnte mir die Bauten etwas näher ansehen. Sie sind schon gewaltig, und wenn ich mir vorstelle, mit welchen technischen Hilfsmitteln die Pyramiden gebaut wurden, bin ich von der architektonischen Leistung wirklich beeindruckt. Auch wenn ich mir vorstelle, wie diese Menschen die Sphinx gebaut haben – Respekt, die ist auch ganz schön groß. Nur die Nase fehlt, und aufmerksame Leser von Weltliteratur wissen natürlich warum – weil Obelix sie abgerissen hat, als er der Dame auf den Kopf geklettert ist!

Auch den Khan el Khalili – Bazar von Kairo habe ich besucht und stand staunend vor der Vielfalt der Waren und Artikel , die hier angeboten werden. Wer mich kennt, weiß natürlich, dass ich mich liebend gerne von dem Touristen-Basar entferne, um den Teil zu sehen, in dem die Einheimischen einkaufen. Und was es dort nicht alles gibt. Edelstahlküchen selbst gezimmert, Handyteile en masse, Kinderkleidung so bunt wie ein Regenbogen, Spielzeug und Küchengeräte, Luxusartikel und Dessous. Und es lässt sich wirklich sehen, was die Damen unter der schwarzen Bourka tragen, wenn man den Auslagen trauen darf.
Auch das Essen ist dort sehr lecker und preiswert. Und ich lasse es mir gut gehen, fühle ich mich doch sehr wohl und sicher.

Nach drei Tagen ist dann, dank ADAC und Herkules, die Kardanwelle am Flughafen angekommen und nach drei Stunden und vielen vielen Büros, die ich ohne professionelle Hilfe gar nicht gefunden hätte, konnte ich meine Ersatzteile mit auf den Campingplatz nach Gizeh mitnehmen und einbauen. Froh war ich gestern, dass ich dem Moloch von Kairo entronnen bin. Bei 18 Millonen Einwohnern kann man sich in Deutschland gar nicht vorstellen, wie groß eine Stadt sein kann, Berlin mit gerade mal drei bis vier Millionen ist da geradezu ein Dorf. Und der Verkehr ist grauenhaft. Auf zweispurigen Straßen wird vierspurig bis zu versuchten fünf Spuren gefahren. Jeder versucht, so gut wie es geht schneller zu sein als der Andere. Es wird gedrängelt und gehupt wie wild (Hupen heisst, „Ich bin da, ich komme an dir vorbei!“ oder „Ich will hier vor dir rein!“ aber auch, und für mich nervig, „Ich finde dein Quad toll!“) es macht das Fahren für mich nicht einfacher, angehupt zu werden, weil die Leute mein Fahrzeug toll finden, schrecke ich doch jedes Mal zusammen, weil ich denke, da kommt jemand und will an mir vorbei. Der Lärm ist unvorstellbar. Bis in die Nacht hinein wird gehupt und gelärmt, dass an Schlafen neben der Straße kaum zu denken ist. Und morgens um halb vier wird man wieder vom Ruf des Muezzin geweckt, der zum Gebet aufruft.

Ich freu mich schon auf den Sudan, der mir von vielen Reisenden als sehr schön geschildert wird. Inshallah bin ich nächste Woche dort.

Sonntag, 12. April 09

ASSUAN

Kurz vor dem Sudan

Von Kairo bin ich dem Niltal entlang in den Süden gefahren. Ob dies ein Fehler war oder nicht, kann ich nicht sagen, aber die Straße war nicht so toll gewählt. Ich wollte eigentlich auf dem schnellsten Weg in den Süden, aber viele Kontrollen, noch mehr Verkehrsberuhigungsschwellen und der rasende Verkehr in den zahlreichen Dörfern und Städten entlang des Weges verhinderten einen guten Geschwindigkeitsdurchschnitt.

Das Niltal ist sehr fruchtbar, und so reihten sich grüne Felder aneinander, Dattelhaine wechselten sich im Süden mit Zuckerrohrfeldern ab.
Übernachten ist außerhalb der Städte nicht erwünscht und dort auch nur in Hotels. In Beni Hassan wollte ich auf der rechten Nilseite in einem malerischen Bergeinschnitt übernachten. Kaum war ich dort angekommen, kam schon der Erste mit dem Fahrrad angestrampelt und erzählte mir, dass es keine gute Idee sei, hier zu übernachten. Gerade ausgesprochen, kam der Nächste, zu Fuß, aber mit Karabiner bewaffnet – meist ein Zeichen für einen Dorfpolizisten, meist – mir wurde schon mulmiger. Wo die wohl alle herkamen? Der dritte war ein uniformierter Tourismuspolizist, der wie fast alle Tourismuspolizisten, kein Englisch sprach. Dieser nahm mich mit (beziehungsweise ich ihn) zu seiner Wache in Beni Hassan, und sein Chef schickte mich mit der Begründung, hier sei es zu gefährlich zu übernachten, nach El Minya zurück, 25 Kilometer durch die Dunkelheit, die mittlerweile vorherrschte.

War nichts mit wild campen.

Hier wird man als Tourist richtig durchgereicht, ein Loch aus dem Netz wird wohl schwer zu finden sein.

Ab Asyut wurde ich sogar 150 Kilometer von einem Polizeiauto eskortiert. Was meiner Sicherheit dienen sollte, war auch meiner Geschwindigkeit nützlich. Nachdem ich dem ersten Fahrer (sie wechselten alle 20 -30 Kilometer das Begleitteam) klargemacht habe, dass mein Tuc-Tuc schneller als 30 km/h fahren kann und ich heute Abend noch in Luxor sein wollte, ging es zügig voran. Und sie ließen mich durch jede Kontrolle fahren, kannten jeden Bumper und jedes Hindernis und warnten mich rechtzeitig. Und alle waren sie sehr freundlich. Ganz im Gegensatz zu Luxor, wo die eine Hälfte der Bevölkerung erpicht zu sein schien, den Touristen um jeden Preis das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ganz dreist war ein junger Verkäufer, der mit einem unverschämten Grinsen behauptete, ich hätte ihm nur zwei Pfund anstelle von Dreien gegeben. Irgendwie war der anschließend schneller als ich beim Rennen.

Ich merkte in Luxor, was mir auch in Kairo aufgefallen war, dass mich die alten Gemäuer nicht wirklich interessierten. Sind zwar ganz nett, aber mehr empfinde ich nicht für sie. Ich glaube, ich wäre kein guter Archäologe!
Aus diesem Grund ließ ich auch so manchen alten Tempel links liegen auf der Weiterfahrt nach Assuan. Viel lieber sind mir solche Gespräche wie mit dem koptischen Gemeindemitglied, mit dem ich mich lange unterhalten habe, über seine Kirche, deren Traditionen und Glauben.

Die Koptische Kirche ist die älteste christliche Kirche und Orthodox. Die Katholiken haben sich im vierten jahrhundert von den orthodoxen Kirchen abgespalten.
Die Kopten sind sehr stolz auf ihre Tradition und der dreistündige Gottesdienst, den ich besucht habe, um die Kirche besser kennen zu lernen, besteht nur aus Ritualen, die ich nicht alle verstanden habe. Das koptische Alphabet besteht aus einer Mischung aus griechischen und kyrillischen Buchstaben; c.a. 20 – 30 Prozent der Ägypter sind Christen, die mit den Muslimen mehr oder weniger friedlich nebeneinander leben.

Südlich von Asyut wurden die Menschen auch wieder freundlicher. Habe ich im Norden eine unbestimmte Aggression gespürt (ich bin auch an einer Stelle vorbeigekommen, an dem eine Frau öffentlich verprügelt worden ist und die Menge, die sich versammelt hatte, freudig erregt war), konnte ich kurz vor Luxor wieder frei durchatmen.

In Assuan kaufte ich mein Ticket, schaute die Maschine durch, machte einen Ölwechsel, baute die Scheibe ab, die mich im nun folgenden Gelände eher behindern als unterstützen würde, genoss das Leben hier (viel entspannter als in Luxor, obwohl hier auch auf Schritt und Tritt jemand „Taxi?“ „You want a Felluk, only one hour“ oder „Speedboat?“ ruft, und erledigte schon einmal die ersten Formalitäten, aus Ägypten wieder auszureisen. Die Nummernschilder sind wieder abgegeben (kein Pfand zurück) und ich harre der Dinge, die morgen auf mich zukommen, wenn es auf die Fähre nach Wadi Halfa geht.

Wahrscheinlich werde ich die erste Strecke durch die Wüste in Begleitung von drei jungen Engländern mit ihrem Landrover machen, die ich hier vor dem Büro von Herrn Salah getroffen habe, so dass ich nicht alleine diese Strecke fahren muss.

Sudan, ich komme

SUDAN

Sonntag, 19. April 2009

von Wadi Halfa nach Khartoum

Sonntag, den 19. April 2009

Khartoum

Fast 7.000 Kilometer liegen nun hinter mir, und ich bin immer noch unterwegs!
Nach dem wir die Überfahrt mit der Alten Fähre „Sinai“ von Assuan nach Wadi Halfa geschafft haben, ohne gesunken zu sein (ich war noch nie auf einer solch alten und verkommenen Fähre) wurden wir von Herrn Magdy Boshara in Empfang genommen, der Agent, der uns durch die Grenze helfen sollte. Dies war auch nötig, denn der erste Griff, den der Zöllner in die Tasche von Charles machte, war ein Griff nach der Rumflasche, die in der Tasche steckte. Da Alkohol im Sudan verboten ist, wurde der Rum dann unter aller Augen weggeschüttet.

Da die Barke mit den Fahrzeugen erst einen Tag später eintreffen sollte, wurden wir im Haus von unserem Agenten einquartiert. Endlich einmal eine Nacht der Ruhe, kein Gehupe, kein Geschrei, kein gar nichts. Himmlisch, diese Ruhe. So ganz anders als in Ägypten. Überhaupt ist der Sudan sehr angenehm. Die Menschen sind hier sehr freundlich, sehr hilfsbereit und ganz anders als im nördlichen Nachbarland nicht unbedingt nur auf dein Geld aus.

Da der starke Wind aus dem Süden wehte, kam die Barke mit den Fahrzeugen einen halben Tag später in Wadi Halfa an, und wir durften den ganzen Tag im ungemütlichen Wartesaal des Hafens verbringen – natürlich mit Nichtstun! Und als die Fahrzeuge dann entladen waren, bedurfte es schon einer Finanzspritze, um die Grenzer davon zu überzeugen, den Feierabend zu verlängern, um uns noch heute aus dem Hafengelände zu entlassen.

Am anderen Morgen ging es schon früh los. Da es tagsüber an die 45 Grad heiss ist, wollten wir die Morgenkühle ausnutzen, um möglichst viel Strecke zu machen.
Ca. 150 Kilometer nach Wadi Halfa hörte der Asphalt auf und wir schlugen uns mit weichen Sandpassagen, schlimmsten Wellblech und steinigen Abschnitten herum, um kurz vor Dongola unser Nachtlager am Nil unter Dattelpalmen aufzuschlagen. Die Landschaft ist einer der Höhepunkte meiner bisherigen Reise. Steine, Hügel; ab und zu öffnet sich die Landschaft, um ein sagenhaftes Panorama auf das grüne Band des Nils freizugeben. Unglaublich, dass dieser Fluss nur ein dünnes Band der Vegetation zulässt, abseits der 50 Meter neben dem Nil wächst nichts, nur unmittelbar am Wasser blüht das Leben.

Vor Dongola trennten sich unsere Wege. Die Engländer wollten so schnell wie möglich den Sudan durchqueren und wollten über Kerima nach Khartoum. Ich musste das Fahrgestell des Caravan verstärken lassen und wollte die Fähre nach Dongola benutzen. Nach einer Stunde Arbeit waren die Schweißarbeiten erledigt, und ich konnte am linken Ufer des Nils weiterfahren und fand ein schönes Übernachtungsplätzchen kurz vor Abu Dhom, eingesäumt von kleinen Dünen und dem Nil.

Natürlich schauten auch hier einige Einheimische vorbei, aber sie waren alle sehr zurückhaltend. Einer warnte mich vor den Schlangen, und ob ich nicht auf dem Dünenkamm übernachten wolle. Aber trotz dass ich mit dem Quad und dem Caravan recht gut im Sand unterwegs bin, auf die Dünen wollte ich mich dann doch nicht wagen. Und außerdem wollte ich ein wenig versteckt stehen, und vor Schlangen habe ich im Caravan auch keine Angst.

Ein Anderer schaute mir genau auf die Finger, als ich den Luftfilter wechselte, und seinen Ghettoblaster auf volle Lautstärke drehte (im Gegensatz zu meinen Vermutungen hören die hier mehr schwarzafrikanische Musik als arabische)
Die Hitze ist unbeschreiblich, und die Kombination Hitze und starker Wind (teilweise Sandwind) war doch recht unangenehm. Ich war froh, den Helm schließen zu können; der Temperaturunterschied war doch merklich zu spüren, und stehen zu bleiben, überlegte ich mir auch sehr stark. Aber manchmal ging es nicht anders, zum Beispiel an den Termitenhügeln, die sich nun immer häufiger vom flachen Wüstenland abhoben. Sehr interessant, wie die ihre Bauten um die Bäume herumbauen, und die Pflanze meist sogar am Leben lassen.
Mit dem letzten Sprittropfen schaffte ich es gerade nach Khartoum. Ich hatte doch mehr verbraucht, als gedacht und die Tankstellen sind rar gesäht auf dieser Strecke.

Der Verkehr hier ist so ganz anders als in Kairo. Hier geht es fast ohne Gehupe zu, und ich würde die Einheimischen als „eher vorsichtig“ bezeichnen. Sehr angenehm auch hier.

In Khartoum muss ich mich um mein Äthiopienvisum kümmern, dafür hatte ich zu Hause keine Zeit mehr gehabt. Am Montag werde ich es hoffentlich schon in den Händen halten.

Freitag, 1. Mai 2009
ÄTHIOPIEN

Freitag, den 24.04

Gonder, Äthiopien
„You miss something?“ – Bluten sah ich mich schon auf dem Weg, mein Ersatzrad nebst Dachklappe zurückzubekommen, die ich in dem Dörfchen 100 Kilometer hinter der Grenze zu Äthiopien verloren hatte, aber zu meinem Glück konnten wir – will heißen: das Dorf und ich – uns dann doch noch auf einen moderaten Finderlohn einigen, so dass ich zwar um 50 Birr erleichtert, jedoch um die Sorge einer verloren gegangener Dachklappe weniger weiterfahren konnte.

Aber wie ging es von Khartoum aus weiter? Ich hatte einige Tage auf mein Visum warten müssen und einige Hindernisse zu überwinden, damit ich in Richtung Äthiopien starten konnte. Das erste Hindernis war Geld, es war nämlich nicht möglich, mir von meinem Städtchen aus per Western Union Geld in den Sudan zu schicken. „Äthiopien geht, Ägypten auch, aber den Sudan finde ich nicht im Computer“. Das ginge nur von Köln aus, danke an Noelle, die dies noch für mich gemacht hat. Dann gab es keine Dollars! Doch die Botschaft nahm aber nur Dollars. Keine Euros keine Pfund, kein nichts, nur Dollars. Und die Banken tauschen nur gegen Vorlage eines Flugtickets, dass ich natürlich nicht hatte. Ich hatte dann Glück. Als ich in einem Hotel nach anderen Möglichkeiten fragte, bekam dies ein Hotelgast mit, die allemal Dollars eintauschen wollte, so dass wir uns schnell einig wurden. Mein Visum war nun im Pass und mit 20 Dollar nun wirklich nicht teuer. Ich war froh aus Khartoum raus zukommen. Es war sehr warm. Über 40 Grad im Schatten, der wenig vorhanden war. Ich musste sechs bis sieben Liter Wasser am Tag trinken, das nach kurzer Zeit nach dem Kauf schon wieder brühwarm wurde. Die letzte Nacht in der Hauptstadt war die wärmste. Es kühlte gar nicht mehr wirklich ab, so dass ich die ganze Zeit über mit Schweiß bedeckt war. Also nichts wie weg aus der Hauptstadt des Sudan, die auf dem Reisbrett entstanden ist und so auch nicht den Reiz einer gewachsenen Stadt besitzt. Überall Parolen, den geliebten Präsidenten doch in Ruhe zu lassen. Den kürzlich erlassenen Haftbefehl des Internationalen Gerichtshofes sehen viele Sudanesen als großen Fehler an.

Weiter ging es für mich durch die Hitze in den Osten in Richtung Grenze. Mir blies wieder ein heißer Wind um die Ohren. Das kann man sich vorstellen, als säße man den ganzen Tag in der Sauna und einer hält einem ständig den Föhn ins Gesicht – sehr angenehm das Ganze.

Allmählich wechselte die Landschaft von Wüste zu Savanne und es wurde etwas hügeliger. Gestern fuhr ich dann von Gederef die 150 Kilometer zur Äthiopischen Grenze, was innerhalb von einer Stunde recht schnell erledigt wurde. Klasse, da hatte ich mich auf mehr Zeit eingestellt.

Die Straße wurde immer schlechter und war teilweise der reinste Horror. Ich war froh, im Sudan meinen Frontgepäckträger verstärkt zu haben, weil der auf Grund des überhöhten Gewichtes und der Verlagerung nach vorne stark beansprucht wurde. Immer höher ging es, bis auf 2.300 Meter hoch. Teilweise ist die Strecke zwar schon asphaltiert (Frontspoilertauglich) und wird wohl nächstes Jahr fertig sein, aber die langen Zwischenabschnitte hatten es in sich. Und an einer dieser Stellen ist es dann passiert, dass sich das Aufstelldach des Wohnwagens samt daran befestigtem Ersatzrades verselbständigt hat. Da ich dies aber erst 10 Kilometer weiter gemerkt habe (vor lauter Rumpeln des gesamten Fuhrparks habe ich nichts gehört) musste ich umkehren und wurde in dem Dorf fündig. Schon als ich am Dorfeingang lächelnd weiter gewunken wurde, schwante mir für meinen Geldbeutel schlimmes, aber wie erwähnt, es hielt sich in Grenzen, obwohl 50 Birr fast einen durchschnittlichen äthiopischen Wochenlohn bedeutet.

Das Äthiopische Hochland ist mit seinen Tälern und Bergen, mal sanft geschwungen, mal schroff und abweisend, insgesamt sehr abwechslungsreich. Einmal war ich sogar an die Eifel erinnert und einmal an die Toskana. Sehr schön das Ganze hier.

Ich bin nun in Gonder gelandet, einer alten Kaiserstadt, die ich mir heute anschauen werde nachdem meine Wunden geleckt und alles repariert worden ist. Die Temperatur ist mit 25 Grad sehr angenehm, und gegenüber dem Sudan fast schon kalt.

Benzin zu bekommen ist hier gar nicht so einfach. Ich hoffe aber doch noch auf eine Möglichkeit, meine Tanks und Kanister voll zu bekommen.

Sonntag, den 26. April 09

Ich bekam Benzin in Gonder und so konnte ich am anderen Tag nach Bahar Dar am Lake Tana fahren, um mich dort um die Reparatur de Daches und des Chassis zu kümmern und um ein wenig Urlaub von der Reise zu machen.
Das Hotel Ghion in Bahar Dar liegt auf ca. 1.900 Metern Höhe direkt am See und bietet einen schönen Ruhepunkt mit Seeblick.
Auch ist es ein Treffpunkt, nicht nur für Reisende, sondern auch für dort arbeitende Ausländer und so führe ich viele interessante und lange Gespräche über Äthiopien, die Arbeit und die Entwicklungshilfe. Eigentlich ist es unglaublich, dass sich nach 40 Jahren Entwicklungshilfe immer noch steinzeitliche Agrarwerkzeuge im Betrieb befinden, die es schon vor 500 Jahren gab (ein Wissenschaftler sprach auch schon vom größten Heimatmuseum).

Ich habe schon den Begriff des sozialistischen Landes mit demokratischem Aushängeschild gehört und was die Helfer berichten geht genau in diese Richtung. Der Staat kontrolliert fast alles und so kann es passieren, dass das Lager zwar voller Hämmer ist, diese aber inventarisiert sind und so nicht an die Leute ausgegeben werden können, die damit arbeiten sollen.

Ich habe zwar Steinzertrümmerungsmaschinen gesehen, die im Straßenbau eingesetzt werden. Diese dürfen aber nicht in der Privatwirtschaft genutzt werden und so passiert es, wenn ein Hausbesitzer Kies braucht, er einen Menschen einstellen muss, der ihm die Steine mit dem Hammer klein klopft! Unglaublich!
Dass sich die Entwicklungsdienste nicht aus den Ländern zurückziehen hat wohl politische Gründe, um das Land nicht den anderen Kräften zu überlassen (China stürmt nach Afrika) aber dass hier viel Geld unsinnig verpulvert wird, liegt nicht nur an der Mentalität der Einheimischen (ein Priester, der schon 40 Jahre hier in Äthiopien lebt sagte „Do never trust an Ethopien“), sondern auch an den inneren Strukturen der Dienste und dem Nichterkennenwollen der eigenen blinden Flecke.
Um so mehr ist es wichtig zu sehen, welche Projekte denn funktionieren und wo wirklich geholfen werden kann, denn diese gibt es auch. Mir fallen immer wieder die Beispiele der Microkredite ein, die bei den Menschen einsetzen. So auch das Projekt von Kim und Tim, dem holländischen Pärchen, dass eine Lodge am Lake Tana eröffnet hat und den Menschen hier Kleinkredite gibt, um z.B. Hühner zu kaufen, und das gegen eine Garantie, die Eier abzukaufen. Aber es ist schwer, da die Äthiopier kaum Managereigenschaften besitzen und die, die es im Ausland gelernt haben, auch oft dort bleiben; es kehren wenige zurück nach Äthiopien.

Die Mitarbeiter, die ich in Bahar Dar traf, waren teilweise echt frustriert über die Zustände und ich fragte mich und sie, warum sie nicht einfach den Job abbrechen und nach Hause gehen. Ich erhielt keine wirklich befriedigende Antwort darauf. Sie wollen halt helfen, wo es geht.

In Bahar Dar fand ich auch eine gut bestückte Werkstatt (Mulat) die nun wirklich nach Werkstatt aussah. Und sie reparierten mir mein Dach und das Chassis des Wohnwagens wirklich fachgerecht und erleichtert konnte ich wieder zum Hotel zurück, um weiter Urlaub von der Reise zu machen.

Die frisch gepressten Säfte schmeckten mir wirklich gut und so ließ ich ein wenig meine Seele baumeln und genoss den Blick auf den See. Schwimmen gehen ging leider nicht, da die Aussagen über die Bilharzioseverseuchung stark auseinandergingen und ich das Risiko nicht eingehen wollte. So gingen halt nur meine Augen ins Wasser und meine Geschmacksnerven hielten sich dafür an das leckere Essen hier.

Freitag, den 01. Mai 09

Nach einer zweitägigen Tour durch das Äthiopische Hochland bin ich nun in Addis Abeba angekommen. Die Landschaft war riesig auf dem Weg hierher. Bis über 3.100 Meter ging es hoch und in der Nilschlucht ging es von 2500 Metern Höhe recht schnell auf unter 1.100 Meter herunter, um gleich wieder die 2.500 Meter zu erklimmen. Hier sah ich auch die ersten Paviane im Felsen und an der Straße. Ganz schön groß die Viecher und mit Vorsicht zu genießen. Auch die Geier bei einem Mahl zu beobachten hatte ich die Gelegenheit, obwohl sie etwas nervös wurden, als ich knatternd neben ihnen gehalten habe. Das Quad meisterte die Höhenlagen enorm gut. Natürlich merkte ich die Höhe anhand von weniger Leistung. Und der schlechte Sprit tat sein Übriges, aber es ging gut und auf den Höhen habe ich fast acht Liter auf 100 Kilometer verbraucht; ein super Wert für das Gewicht. In Addis habe ich erstmal meine Reifen getauscht. Will heißen, die Maxis hatten hinten noch so viel Profil, dass ich sie nach vorne montierte, um die Hinteren neu zu bereifen. Da der Verschleiß so gering ist, brauche ich mir nach Nairobi nur vier neue schicken zu lassen, anstatt alle sechs, wie ich es ursprünglich vorhatte. Auch ein Frühstück beim Deutschen Bäcker ließ ich mir nicht nehmen; endlich mal wieder ein anderes Brot.

Bei Wims Holland House ließ es sich gut leben,. Er hatte sehr leckeren Kartoffelsalat und auch seine Informationen waren gut zu gebrauchen. Auf dem Platz traf ich Mike, einen Irischen Motorradfahrer, der auf den Weg seiner Afrikaumrundung einiges zu erzählen wusste und Jörg, einen deutschen Radfahrer, den es nicht so gut in Äthiopien getroffen hatte wie mich. Er erzählte von zahlreichen Steinen, die ihm um die Ohren geflogen sind.

Derlei Erfahrungen habe ich zum Glück sehr selten gemacht. Generell waren die Infos, die ich vorab bekommen habe sehr negativ, was die Menschen betraf. Ob ich nun den Quadbonus hatte, oder etwas anderes- so habe ich viele freundliche Menschen getroffen, wenig Aggression abbekommen und wurde selten mit irgendwas beworfen. Nach Addis zu wurde es allerdings etwas aggressiver, aber gen Süden sind die Leute wieder friedlicher geworden.

Nach zwei Tagen sicheren Aufenthalts bei Wim in Addis ging es dann 800 Kilometer in den Süden Richtung Kenia. Ich war plötzlich im Dschungel. Bananenstauden, Kaffee, exotische Bäume, Affen und anderes Getier machten mir deutlich, du bist nun wirklich in Afrika. Die Straße ging von 2500 Meter nun auf 1200 Meter herab und die Landschaft änderte sich wieder ein wenig. Auch die Menschen auf dem Land trugen wieder andere Kleidung. Traditionell mehr Wickeltücher anstatt normale Hosen, Röcke und T-Shirts.

Leider holte mich hier nun die kleine Regenzeit ein und es regnet hier mindestens einmal am Tag. Am ersten Tag war ich so nass, dass die Sachen erst am nächsten Tag trockneten. Aber man gewöhnt sich an alles. Da muss ich durch, bis es in Namibia nicht mehr so feucht wird.

Nun bin ich in Moyale, die Grenzstadt von Äthiopien und Kenia. Und bald geht es auf die schlimmste Strecke meiner ganzen Reise, runter nach Marsabit und Siolo. Jeder erzählt Horrorgeschichten davon, wie schlimm die Straße sei und dass man zwei ganze Tage dafür braucht. Nun, mal sehen, wie das Quad und der Hänger und natürlich ich auch, diese Strecke meistern. Zum Glück ist die Internetsituation in Kenia besser, in Äthiopien war sie eine reine Katastrophe. Ich konnte meine Emails nicht abholen und auch in mein Blog war gesperrt und langsam war das Ganze sowieso. Nun geht es in Kenia hoffentlich besser und ich kann häufiger Berichten.

Über 9.000 Kilometer haben wir nun seit dem Start in Köln hinter uns.

KENIA

-Dienstag, den 19.05 Nairobi

Ja Nairobi, eigentlich wollte ich schon längst wieder unterwegs sein, aber einige Dinge haben mich aufgehalten. Als erstes waren da die Ersatzteile, da ich sie ja ein paar Tage nach der Einfuhr wieder aus dem Land bringen wollte, wollte ich natürlich keinen Zoll bezahlen, sondern sie in das Carnet oder in den Pass eintragen lassen. Dies gestaltete sich aber so schwierig, dass ich nach ein paar Tagen und zig Büros weiter entnervt aufgeben musste. Hier will sich keiner mit diesen Dingen auseinandersetzen und keiner weiß Bescheid über das Carnet und wie es zu benutzen ist. Dann hat mich am Dienstag plötzlich hohes Fieber ereilt und ich bin ins Krankenhaus, um abzuklären, ob mich Malaria oder eine andere tropische Erkrankung erwischt hatte. Zum Glück war es „nur“ eine bakterielle Infektion, die mit Antibiotikum und fiebersenkenden Medikamenten bekämpft wurde.

Nun sind die Teile von Chris in der Jungle Junction fachmännisch eingebaut, das Quad fährt wieder wie neu und morgen kann ich endlich wieder losziehen.

Die Tage waren aufgefüllt mit Organisieren, Gesundung und Besorgungen machen, so dass ich leider keine Zeit für die Sehenswürdigkeiten der Stadt hatte. Allerdings war das Ausruhen nach anstrengen acht Wochen Reisen auch einmal notwendig und so kann ich mit neuen Kräften wieder starten.

Sonntag, den 1O. Mai 09

„Moyale – Marsabit – Isiolo“. Drei Ortsnamen, die einheimischen Fahrern den Schweiß auf die Stirn und die Tränen in die Augen treibt. Die Werkstattbesitzer der Städte bekommen auch Tränen in den Augen, aber dies sind Freudentränen bei vollen Auftragsbüchern. Einige sagen ja, dass dies die schlimmste Piste Afrikas sein soll. Steine, übelstes Wellblech, Sandstrecken mit versteckten Steinen und dazu in der Regenzeit fast unpassierbare Schlammabschnitte. So wurden mir die 500 Kilometer von Moyale nach Isiolo geschildert. Und ich hatte riesigen Respekt davor. Vor den Dieben und Räubern hatte ich allerdings wenig Angst, da ich nicht in der Nacht unterwegs sein wollte. Obwohl die meisten Einheimischen einen bewaffneten Begleiter dabei haben. Was der allerdings gegen eine Bande von bewaffneten Räubern ausrichten soll, bleibt mir verborgen. Ich denke da eher an einen lukrativen Nebenverdienst der Soldaten.

Ich startete trotz meiner Bedenken, was die Geländegängigkeit des Caravans betrifft, in der Frühe los. Der Miniglobe ist für solche Strecken einfach nicht gebaut und auch die Verstärkungen ändern da nicht viel dran. Leichtes Gelände und Pisten sind immer drin, aber die Heftigkeit der Strecke hier erschüttert den Trailer auf’s Stärkste. Und so kam es leider, dass sich kurz vor Sololo, ca. 80 Kilometer nach Moyale (die Piste ist hier noch harmlos gegenüber den folgenden Kilometern) die Achse aus der Verankerung löste und ich gezwungen war, stehen zu bleiben. Jeder gefahrene Meter, jedes Rumpeln, jedes Knacken tat mir in meiner Seele weh und ich musste erkennen, dass es nicht mehr weiterging. Vor Frust erwog ich sogar, den Hänger anzuzünden und hier im Busch zurückzulassen. Aber dies kam natürlich nicht in Frage. Und nach einer Notreparatur eines einheimischen Mechanikers kam ich noch bis zum katholischen Missionshospital in Sololo, welches eine gute Werkstatt auf dem Gelände hatte. Chef John machte sich auch sofort an die Reparatur und seine Fähigkeiten waren trotz seiner Handprothese erstaunlich gut. Er verstärkte den Rahmen noch einmal und diesmal mit mehr Sachverstand als seine Vorgänger.

Trotzdem kam ich nach einigen Diskussionen mit den Leuten hier, die die Strecke und nun auch den Wohnwagen genau kennen gelernt hatten, zu dem Schluss, dass es keinen Sinn machte, mit dem Gespann diese Strecke zu fahren. Ich organisierte mir also einen Lkw, der uns mitnehmen konnte. Allerdings war es nicht so einfach und sehr teuer. Der erste mir fest zugesagte Truck kam gar nicht, sagte zwei Stunden vor Termin ab, weil er aus Sicherheitsgründen eine andere Strecke fahren wollte. Der Zweite, der am anderen Tag ankam, war zu klein und so verbrachte ich einige Zeit mit Warten. Sololo und damit auch die Mission war sehr schön gelegen. Von drei Seiten umschlossen Berge das Tal und es war sehr friedlich hier. Das Hospital ist eines der positiven Beispiele für Hilfe. Die Mission ist 1966 entstanden und die Klinik 1984. Sie wurde von Italienern gegründet und aufgebaut. Mittlerweile aber unter Selbstregie. Etwas über 100 Patienten haben hier Platz und auch aus Äthiopien kommen die Menschen über 500 Kilometer weit, um sich hier behandeln zu lassen. Die Werkstatt war wirklich sehr gut ausgerüstet. Die Generatoren lieferten sogar 380 Volt und vieles schien hier Möglich zu sein.
Ich hatte den Eindruck, dass das System hier gut funktioniert. Und es war sehr friedlich hier, ich fühlte mich wohl und konnte mich trotz der nervigen Warterei auf den Truck hier etwas entspannen.

Und plötzlich stand ein Truck vor meinem Gespann, unerwartet und völlig überraschend riss mich der Krach aus meinem Mittagsschläfchen.

Flugs einigten wir uns auf einen Preis, der unter dem der anderen Trucks lag und das Quad und der Caravan wurde aufgeladen. Und ab ging’s über Marsabit nach Isiolo.

Ich war wirklich froh, diese Piste, die eine der heftigsten ist, die ich je erlebt habe, nicht selbst gefahren zu sein, so sehr rüttelte sie uns durch.
Ich hatte viel Spaß mit Marco, dem Fahrer und seinem Assistenten.
In der ersten Zeit fuhr ich natürlich mit und ich merkte, wie ich innerlich die beste Spur ermitteln wollte, aber schnell merkte ich, dass ich nun nicht der Fahrer war, sondern den Blick auch mal in die schöne Landschaft werfen konnte.

Wir kamen ins Samburu-Land und die Männer hier waren ähnlich der Massai stolze Krieger, die in schönen Trachten herumliefen, und das nicht für die Touristen, sondern für sich selbst.
Am zweiten Tag nach einer Übernachtung in Marsabit kamen wir abends in Isiolo an uns ich suchte mir einen Übernachtungsplatz in einem Campground, dessen Koordinaten ich im Netz gefunden hatte.

Am anderen Morgen ging es dann wieder auf eigenen Füßen weiter nach Nairobi.
Rund um das Mount Kenya Massiv, dem zweithöchsten in Afrika.
Ich ließ den Blick über weite Felder schweifen und verstand, was die Europäer hier hin gezogen hatte. Ich fühlte mich an Pommern erinnert und auch der Roman von Karen Blixen, „Afrika, dunkel lockende Welt“, ging mir durch den Kopf.
In Nanyuko überschritt ich den Äquator. Noch nie war ich so weit südlich, noch nie hatte ich die nördliche Halbkugel verlassen. Schnell war ich natürlich von Händlern und Neugierigen umringt und die Unterhaltungen gingen wie immer in Richtung wie schnell, woher, wie teuer……

Die Straße nach Nairobi wurde breiter und schließlich vierspurig. Ständig wurde ich von Polizeikontrollen angehalten, die aus lauter Neugierde den Ferengi an die Seite winkten. Auf Dauer wurde es natürlich nervig und anfangs wartete ich ja noch geduldig die Fragen ab. Aber nachdem ich merkte, dass sie immer die gleichen Fragen stellten, schoss ich meine Antworten des woher, wohin wie schnell und so weiter bei jedem Halt sofort in Richtung Polizisten ab und oft waren die so perplex, dass sie mich weitergewunken haben.

Schließlich kam ich in Nairobi in die Jungle Junction zu Chris, der mich auch herzlich begrüßte. Hier will ich einen gründlichen Check der Fahrzeuge machen und auch ein paar Teile wie Reifen warten am Flughafen auf mich. Mal schauen, wie lange es dauert, an die Ersatzteile zu kommen, dies ist hier gar nicht so leicht.

Freitag, den 22.05 Baobab camp, Tanzania

Giraffen! Zebras! Affen! Antilopen! Was sich hier allein an der Hauptstraße durch den Mikumi Nationalpark tummelt, ist unglaublich. Nur die Dickhäuter lassen sich nicht blicken. Dafür um so mehr andere Tiere. Und sie lassen sich von dem Verkehr nicht stören. Nur wenn ich anhalte sind sie irritiert und wenn ich absteige, laufen sie weg. Das sollte ich also lassen.

Die letzten drei Tage bin ich viel gefahren. Erst von Nairobi nach Arusha und Moshi, am Kilimanjaro vorbei (der sich natürlich hinter den Wolken versteckt hielt) nach Tanga am Pazifik und von dort aus eine lange Etappe von über 550 Kilometern Richtung Westen. Wenn ich ein Wort finden würde, das Tanzania beschreibt, so wäre dies das Wort „Fülle“. Eine unglaubliche Vielfalt an Pflanzen und Farben bietet sich hier dem Auge des Betrachters und ich staune immer wieder aufs neue, wie abwechslungsreich die Landschaft ist. Flache Ebene, Busch wie die Massai-Steppe, Hügel und Berge, Täler wie dies hinter Mikumi, der Pazifik, der Dschungel. Wahnsinn! Um die Produktion von Aloe Vera mache ich mir keine Sorgen mehr, Felder so weit das Auge sehen kann!

Und die Menschen hier sind sehr nett und freundlich. Sie sind, wie alle, neugierig und wollen am liebsten alles über die Gladiator wissen: wie schnell, wie viel Kubik, wie teuer und und und….

Da ich mit dem Quad nicht in die interessanten Nationalparks hinein darf, werde ich morgen eine Safari machen, entweder mit einem geliehenen Auto, oder ich lasse mich durch die Gegend kutschieren, um so mehr Zeit zum Sehen zu haben.

Mittwoch, 27. Mai 2009

Chifwefne / Sambia

Nur noch einen Tag bis Lusaka, der Hauptstadt von Sambia.

Ich bin viele Kilometer gefahren in den letzten Tagen. Seit Nairobi ungefaehr 3.000 Kilometer!

Der Ruaha Nationalpark war eine Wucht. Elefanten, Zebras, Antilopen und Giraffen aus der Nähe, mit dem Löwen Aug‘ in Aug‘ (natürlich aus der sicheren Position des Geländewagens heraus) und eine Landschaft, die mich sehr beeindruckt hat. Durch den Great Ruaha River hat der Park auch Nilpferde und Krokodile.
Tief beeindruckt von der Natur (wer hat schon einen Würstchenbaum im Garten – die Früchte sehen aus wie Salamis, sind aber leider hochgiftig) bin ich am nächsten Tag weitergefahren, um Tansania in Richtung Sambia zu verlassen.

Sambia hat viel weniger Verkehr und viel weniger Speedbumpers, so dass ich besser voran gekommen bin. Allerdings musste ich auch hier aufpassen, da überraschend tiefe Schlaglöcher den ansonsten guten Asphalt auflockern und so dem unaufmerksamen Fahrer die Achsen kosten können.

Die Landschaft ist nicht wirklich langweilig, aber sie ähnelt doch sehr den anderen Ländern. Ich befinde mich immer noch zwischen 1.400 und 1.700 Metern Höhe und es wird merklich kälter, da ich in die Wintersaison auf der südlichen Halbkugel komme. Aber die Sonne und der wolkenlose Himmel entschädigen fuer vieles. Und die Leute hier sind sehr nett und trotz dass Sambia merklich ärmer ist als Tansania, blicke ich hier in viele lachende Gesichter.

Samstag, den 6.Juni 2009

Windhoek, Namibia
Ich bin immer noch begeistert von den Victoriafällen in Livingstone. Die gigantischen Wassermassen des Sambesi fallen tief in einen schmalen Canyon. Oft sieht man vor lauter Nebel nichts, denn die Wucht des Wassers treibt das Wasser wieder nach oben und schon von weitem sieht man die gigantische Wolke aufragen. Ich halte mich lange an den Fällen auf, und kann mich kaum trennen, so sehr fasziniert mich die Energie und die Stimmung an den Fällen.

Und der Höhepunkt folgte am darauf folgenden Tag. Mit Julius, dem Piloten von Batoka Sky in der Nachbarschaft ging ich mit dem Ultraleichtflieger in die Luft, um die Fälle aus der Vogelperspektive zu betrachten. Und hier habe ich gesehen, dass ich am Vortag nur ca. ein Drittel der Fälle gesehen habe, die anderen Teile liegen in Simbabwe. Wie gigantisch ist doch der größte Wasserfall der Erde, den David Livingstone vor etwas mehr als 150 Jahren als erster Europäer gesehen hat und sofort begeistert war. Das kann ich nun gut verstehen.

Mit einem dicken Grinsen verließ ich den Flugplatz, um nach Botsuana einzureisen. Und auf Sonnenschein folgt Regen! Am selben Tag musste ich anhalten, weil das Quad ein wenig gestottert hat (es war der Benzinfilter, der verstopft war und den ich aber erst am darauf folgenden Tag angehen konnte). Ich legte meinen Tankrucksack auf den Caravan und vergaß ihn dort wieder runter zu nehmen. Nach nur 5 Minuten Fahrt bemerkte ich meinen Fehler, bin sofort zurückgefahren, aber er war schon weg. Mitsamt meiner Kamera und dem GPS. Meine Photos vom Morgen, von den Viktoriafällen aus der Luft, meine komplette Aufzeichnung und Wegpunkte, alles weg! Ich war sehr traurig und bin es immer noch. Neben dem großen wirtschaftlichen Schaden auch noch der Ideelle (zum Glück besitze ich noch die CD mit den Photos der Bordkamera des Ultraleichtfliegers)! Und mir ist noch am selben Tag ein Auto entgegengekommen, dessen Fahrer von meinem Tankrucksack wusste und mir Bescheid geben wollte, dass der Finder am nächsten Ort auf mich wartet – hat er aber nicht! Blöde Sache. Ich hoffe allerdings immer noch, dass ich die Sachen wieder bekomme, irgendwie!
Am Tag darauf war ich im Audicamp in Maun und genoss die gute Infrastruktur dieses Camps.
Botsuana gefällt mir sehr gut. Einfach so taucht hier mal eine Rotte Warzenschweine auf, ein Rudel Hyänen läuft einem über den Weg und auch endlich ein Elefant, der sich am Straßenrand blicken lässt (allerdings nicht sehr photogen mit dem Hintern zur Straße) der Busch ist allerdings stellenweise kilometerlang eingezäunt. Zaunfabrikant im Südlichen Afrika müsste man sein,. Das müssen reiche Leute sein bei all den Zäunen, die hier gebraucht werden!
Die Fahrt entlang der Kalahari zur namibischen Grenze verlief ohne Probleme und erst kurz vor Windhoek wurde die Landschaft etwas bergiger und damit abwechslungsreicher. Der Grenzübergang in Mamuno von Botsuana nach Namibia hat mich ehrlich überrascht: kein Agent, der unbedingt alles für mich erledigen wollte, kein Geldwechsler, der sich etwas dazu verdienen wollte, zum Geldwechseln musste ich erst ohne Pass nach Namibia einreisen, um einen Kilometer weiter im Shop das Wechseln erledigen zu können und dann wieder zurück zur Grenzstation. Echt entspannend dieser Grenzübergang!

Botsuana

Samstag, 6. Juni 2009
auf Sonnenschein folgt Regen

Namibia

11. Juni 09
Von Windhoek bin ich dann, nachdem ich die vorderen Reifen wechseln musste – die Geometrie vorne sowie hinten hat sich doch stark verändert, so dass die Reifen leiden – nach Süden gefahren. Von Keetmannshoop ging es dann 350 Kilometer nach Westen über Aus, dem windigsten Ort Namibias nach Lüderitz.
Lüderitz ist bekannt geworden, als dort Diamanten gefunden wurden. Im Nu hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts eine kleinere Stadt gebildet, deren deutscher Charme immer noch zu spüren ist. Man spricht in Namibia übrigens öfter Deutsch als ich es gedacht habe.
Mit dem Erreichen von Lüderitz habe ich den südlichen Kontinent vom Pazifik im Osten bis zum Atlantik im Westen durchquert.
Nachdem ich zwei Nächte auf dem sehr windigen aber schön gelegenen Campingplatz auf der Sharkinsel verbracht habe, ein wenig unerlaubt in den Dünen umhergefahren bin, ging es wieder über Keetmannshoop in den Süden Richtung Kapstadt. Bei Keetmannshoop gibt es einen Köcherbaumwald. Ich würde es zwar eher als Hain bezeichnen, aber – nun ja, der Tourismusmarketing verlangt halt eine etwas andere Terminologie. Diese Köcherbäume sind Alohae-Pflanzen und von daher wie die Baobabs keine Bäume. Sie heissen Köcherbäume, weil die Buschmänner aus ihren Ästen ihre Köcher herstellen für die Pfeile.
Ich habe mich beeindrucken lassen von der Gegend, von den aufgewürfelten Steinen und den Köcherbäumen mittendrin.
Die Landschaft, durch die ich gefahren bin, war wechselhaft. Hinter Windhoek war es bergig, danach weite Ebenen (aber wieder alles eingezäunt) bis es im Süden des Landes wieder bergiger wird. Von der Grenze sind es nur noch 800 Kilometer bis Kapstadt.

Südafrika

22. Juni 09
Kapstadt. Ich bin ziemlich straff nach Kapstadt durchgefahren, da ich meinem Zeitplan ca. eine Woche hinterher hinke.
Ich habe Glück. Der Tafelberg ist wolkenfrei und ich habe einen super Blick auf die Stadt, die sich am Fuße des Berges anschmiegt.
Hier lasse ich von dem Südafrikanischen Alko Vertreter den Wohnwagen checken, die Elektrik und die Bremsbeläge erneuern.
Auf dem Weg zum Kap der guten Hoffnung besuche ich noch die Pinguinkolonie an der Küste. Ganz putzige Vögel, die mir mit ihrer Art viel Freude bereiten.
Das Kap ist mein südlichster Punkt, den ich anfahre. Zuerst hatte ich vor, Kap Aguelhas anzufahren, den südlichsten Punkt Afrikas, bin aber nach den 13 Wochen einfach des Fahrens müde, zumal ich auch noch die 1.500 Kilometer nach Windhoek zurückfahre, um das Quad dort zu verschiffen.
Also ist das Kap nun nicht ganz das Ende meiner Reise, es fühlt sich aber ein wenig so an, so an den Klippen zu stehen, und nur noch das Wasser zu sehen und zu wissen, jetzt geht es nur noch zurück.

Ein wenig melancholisch setze ich mich auf die Gladiator und fahre zurück in den Norden.

Die 1.500 Kilometer fahre ich in drei Tagen zurück, wobei ich eine 550 und eine fast 600 Kilometer Etappe hinzaubere. Im Citrusdal mache ich aber noch Rast auf der Quadfarm. Umringt von einigen Südafrikanischen Quadfahrern verbringe ich einen vergnügten Abend mit viel Lachen und Erzählen.

Hier fühle ich mich sehr wohl, zumal auch das Citrusdal nicht ohne Grund so heisst, hier riecht es sagenhaft gut nach Orangen und Zitronen, die hier hektarmässig angebaut werden.

Leider werde ich am darauf folgenden Tag bis auf die Haut nass und bin froh, im Norden Südafrikas wieder die Sonne zu sehen, obwohl es auch hier recht kalt in der Nacht und in der Früh ist.

In Windhoek schließlich muss ich mir schmerzhaft eingestehen, das meine Reise nun endgültig zu Ende ist und das Sortieren der Unterlagen und der Gegenstände, was im Flieger und was per Container mitkommt, bringt meine Reise von Anfang bis zum Schluss wieder in Erinnerung. Die schönen und die weniger schönen Erlebnisse werden wieder wach. Unglaublich, was ich alles erlebt habe in diesen drei Monaten. Aber ich freue mich darüber, dass ich diese Reise gemacht habe.

Mittwoch, 24. Juni 2009
Am Ziel