Motorrad oder Auto?
Can-Am Spyder Roadster: BRP entdeckt den Threewheeler neu und bringt ein Wesen zwischen Auto und Motorrad auf den Markt
Die heute noch existierende englische Autoschmiede Morgan begann in den zwanziger Jahren mit dem Bau eines kleinen Zweisitzers mit Motorradmotor am Bug, zwei Vorder- und einem Hinterrad mit Kettenantrieb. 80 Jahre später erlebt der Threewheeler nun als modernes Konzept eine überraschende Wiedergeburt.
Erinnerungen an den Threewheeler von Morgan
Während beim Morgan Threewheeler kein Zweifel daran bestand, dass es sich um ein Auto handelt, legt sich der Spyder nicht eindeutig fest und nimmt aber deutlich mehr Anleihen am Motorrad. Saßen im historischen Vorgänger zwei Personen nebeneinander, nehmen sich auf dem Can-Am ganz motorradtypisch hintereinander Platz. Lenker, Gasdrehgriff und Fußschaltung sprechen ebenfalls dafür, es beim Spyder mit einem Motorrad zu tun zu haben.
Starker Motor, hohes Drehmoment
Dazu kommt der 998 Kubikzentimeter große V2 von Rotax, der etwa auch in der Aprilia RSV 1000 seinen Dienst verrichtet. Zwar gibt es ABS mittlerweile auch immer häufiger bei Krafträdern, doch beim Spyder Roadster ergänzen ein Stabilitätsprogramm einschließlich Traktionskontrolle die Assistenzsysteme. Egal, ob man den Can-Am als Auto, Motorrad oder umgedrehtes Trike betrachtet, er ist und bleibt eine Fahrmaschine mit hohem Vergnügungsfaktor. Dafür sorgt allein schon der starke Rotax-Motor, der sich hinter einer schwungvollen Verkleidung verbirgt. Zugunsten eines etwas höheren Drehmoments wurde die Leistung von 105 kW / 143 PS auf 79 kW / 106 PS bei 8500 Umdrehungen in der Minute zurückgenommen. Das reicht allemal, um 316 Kilogramm Leergewicht plus Fahrer in 4,5 Sekunden null auf 100 km/h zu beschleunigen. Erst bei 190 km/h unterbindet die Elektronik dann weiteren Vortrieb. Die Kraft wird per wartungsarmen Zahnriemen auf das Hinterrad übertragen.
Das Vehicle Stability System
Dreiräder haben ihre eigenen fahrphysikalischen Gesetzmäßigkeiten, denen BRP mit der Vehicle Stability System (VSV) genannten Stabilitätskontrolle begegnet. Die gemeinsam mit Bosch entwickelte Fahrhilfe sorgt dafür, dass der bei zu forschem Richtungswechsel abhebende kurveninnere Reifen durch Abbremsung des gegenüberliegenden Rades wieder zurück auf den Boden findet. Außerdem greift die Elektronik in das Motormanagement ein und nimmt etwas Leistung zurück, sobald der 15-Zoll-Hinterreifen keine Haftung mehr findet. Dennoch sind in gewissen Grenzen Drifts mit dem Spyder Roadster noch möglich.Bereits ab Leerlaufdrehzahl setzt sich der Can-Am bei Standgas in Bewegung. Ab etwa 2700 Umdrehungen dürfen schon getrost die Gänge gewechselt werden. Ab knapp 5000 U/min liefert der 1-Liter-Motor aus Österreich noch einmal zusätzlichen Schub.
Sportlichkeit und Gemütlickeit in einem
Der Spyder Roadster eignet sich zu sportlicher Fahrweise ebenso wie zum gemütlichen Landstraßenbummeln. Das Fahrgefühl entspricht voll und ganz einem Motorrad. Was fehlt, ist die Schräglage. Stattdessen müssen sich Fahrer und Beifahrer mit dem Körper in die Kurven hineinlegen. Die dynamische Servolenkung erleichtert den Umgang mit dem Dreirad ebenso wie ein Rückwärtsgang, der mit der Warnblinkanlage gekoppelt ist. Am ehesten kommen Fahrer, die schon über Erfahrung mit Motorradgespannen verfügen, mit dem Spyder Roadster zurecht. Sie müssen sich nur daran gewöhnen, dass rechts der Handbremshebel fehlt. Das Integral-ABS überträgt die Bremskräfte ausschließlich per Fußhebel auf alle drei Räder und stoppt den Can-Am spurstabil ab. Die Windschutzscheibe entlastet den Oberkörper ausreichend vom Fahrtwind, der unterhalb der Motorverkleidung angebrachte Seitenspoiler hält die Füße trocken. Zu den weiteren Alltagsannehmlichkeiten zählen ein 44 Liter großer Kofferraum in der Frontverkleidung und eine Feststellbremse. Neben der 5-Gang-Fußschaltung ist alternativ auch ein sequentielles elektronisches Getriebe erhältlich. Der Preis, der dafür zu zahlen ist, ist die fehlende Schräglage in Kurven. Für dieses Fahrzeug genügt der Autoführerschein, ein Helm ist Pflicht. Erhältlich ist der Spyder Roadster für einen Basispreis im Vk von 17.299 Euro.
Technische Daten des Can-Am Spyder Roadster
- Länge x Breite x Höhe: 2,67 m x 1,51 m x 1,15 m
- Motor (Bauart, Hubraum): 60-Grad-V2, 998 cm3
- Leergewicht/Zuladung: 316 kg/ 224 kg
- Max. Drehmoment: 104 Nm bei 6250 U/min
- Verbrauch NEFZ im Mittel: 5,6 Liter Diesel
- CO2-Emission: 147 g/km
- Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h (elektronisch abgeregelt)
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