EMX 2012, Finale in Kegums: Vierrädrige Frustrationen
Dienstag 4. September 2012 von imo Kommentar schreibenAm Wochenende vom 11./12. August hat in Kegums / Lettland das Finale der diesjährigen European Quad Challenge (EMX) stattgefunden. Wenn man auf die vom Reifenhersteller Maxxis gesponsorte Europameisterschaft zurückblickt, sind zwei Dinge kennzeichnend für den desolaten Zustand dieser Serie.
Träge Organisation
Zunächst hat sich die organisierende Föderation UEM mehr als zehn Tage Zeit gelassen, um nach dem Finale den Endstand auf ihrer Homepage zu veröffentlichen. Da drängt sich ein ‚Hallo – wir leben doch im Internet-Zeitalter…‘ geradezu auf. Aber vielleicht glauben die UEM-ler in weiser Selbsterkenntnis nicht einmal mehr daran, dass überhaupt jemand Interesse an dieser zuletzt völlig unspannenden Serie hat und auf offizielle Fakten zurückgreifen möchte. Für die verbliebenen Teilnehmer muss man die offiziellen Resultate ohnehin nicht kommunizieren. Denn wer schon fürs Rennenfahren keine Kohle bekommt, braucht auch darüber hinaus keine Service-Ansprüche zu erheben. Hauptsache, die Quadler zahlen ihre Lizenzgebühren.
Weite Anfahrtswege zum Null-Tarif
Zweitens fällt beim Betrachten der Resultatelisten des EMX-Finales in Kegums auf, dass zahlreiche der Top-Piloten auf den weiten Weg nach Lettland verzichtet haben. So machen sich dort ab dem achten Platz die baltischen Platzhirsche breit, die in der diesjährigen EMX ansonsten keine Rolle gespielt haben. Selbst Stefan Schreiber ließ die kleine Chance ungenutzt, Paul Holmes noch den Vizetitel abzuluchsen, und nahm in Kauf, den dritten Platz an Mike van Grinsven zu verlieren. Was dann auch prompt geschah, denn der junge Niederländer wollte sich diese Gelegenheit, in die Top-Drei zu fahren, keinesfalls entgehen lassen.
Vordergründig mag man den westeuropäischen Spitzenfahrern mit Blick auf die auch nicht gerade auf Rosen gebettete Seitenwagen-Klasse unterstellen, dass sie einfach lustlos sind. Doch während die Gespann-Piloten bereits mit erfolgreicher Qualifikation – was bei den Rennen im Osten relativ leicht möglich ist – Geld von der FIM sehen und damit zumindest einen Teil ihrer Kosten decken können, fahren die Quads völlig honorarfrei. Wer hat mit solchen Perspektiven schon Lust darauf, quer durch Europa zu düsen, um hinterher einen teuer erkauften und kaum beachteten dritten Endrang vorweisen zu können? Allenfalls wenn potente Sponsoren solche Einsätze einfordern, wird ein MotoCrosser die mit einem Einsatz im Baltikum verbundenen Strapazen auf sich nehmen.
Top-Piloten verzichten auf Teilnahme
Die Luft war aus der EMX schon fast entwichen, als Romain Couprie beim ersten Start in Reutlingen übel stürzte und nach seiner Rekonvaleszenz mangels Titelchancen auf eine weitere Teilnahme an der Meisterschaft verzichtete. Paul Holmes und Schreiber verloren bei den Auftaktrennen in Oldebroek und Reutlingen zu viele Punkte, um dem mit drei Siegen enteilenden Jeremy Warnia noch ernsthaft Paroli bieten zu können.
Das Blatt hätte sich noch wenden können, wenn die UEM dem schnellen Franzosen die Verwendung illegalen Kraftstoffs nachgewiesen und damit die EM offen gehalten hätte. Aber obwohl der Sprit zum Himmel stank, befand man, dass er gemäß dem Reglement handelsüblich war. Vor diesem Hintergrund ist es umso verständlicher, dass Spitzenfahrer wie Schreiber, DeCuyper und Maessen Rennen fern der Heimat ignorieren.
Aus Sicht der Zuschauer sind Quadrennen nicht minder spannend als solche mit Solomotorrädern oder Gespannen. Aber um sie für die Akteure attraktiv zu machen, müssen sich die nationalen und internationalen Föderationen ebenso wie die Veranstalter dringend etwas einfallen lassen. Denn nur wenn Quad-MotoCross finanzielle Perspektiven bietet, werden sich auf Dauer genügend hochkarätige Akteure finden, die diese Szene nachhaltig beleben. Zum Null-Tarif können Föderationen und Veranstalter keine Spektakel erwarten.
koe, Fotos: Ágnes Giulvezan-Fadgyas
Kontakt: > UEM <
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Ergebnisse
EMX European Quad Challenge 2012, Endstand nach 12 Läufen
Platz | Name | Land | Marke | Punkte |
1 | Jeremie Warnia | F | Can-Am | 287 |
2 | Paul Holmes | GB | Yamaha | 223 |
3 | Mike van Grinsven | NL | W-Tec | 206 |
4 | Stefan Schreiber | D | KTM | 165 |
5 | Karlis Meldrajs | LV | KTM | 149 |
6 | Davy DeCuyper | B | KTM | 111 |
7 | Lukas Studeny | CZ | KTM | 105 |
8 | Joe Maessen | NL | Suzuki | 101 |
9 | Edgars Mengelis | LV | KTM | 99 |
10 | Jarvloo Priit | EST | Kawasaki | 97 |