Minimalismus: Quad DM und Endurocup 2011
Eigentlich boomt der Quadsport. Eigentlich erfreuen sich die verschiedenen Meisterschaften seit Jahren großer Beliebtheit. Eigentlich sind Meisterschaften dazu da, den Besten zu küren. Aber eigentlich kommt es oft ganz anders. Lars Koch berichtet über die DMSB-Titel im Quad-Rennsport.
Höchste Prädikate im deutschen Quad-Rennsport
Die einzigen vom DMSB ausgelobten Titel, die somit vom Prädikat her als die höchsten einzustufen sind, dürften im vergangenen Jahr 2011 so wenig wert sein wie schon lange nicht mehr. Die Deutsche Motocross Meisterschaft der Quads ging 2011 – wie bereits im Jahr 2010 – mit gerade einmal fünf Veranstaltungen über die Bühne.
Noch schlimmer geht es zu beim Enduro Quad Cup, dem vermeintlich höchsten deutschen Prädikat im Endurosport der Vierradszene: Gerade einmal drei Veranstaltungen mit vier Einzelwertungen wurden dort zur Ermittlung des Siegers herangezogen. Für den Enduro Quad Cup ist das zwar nichts Ungewöhnliches, denn seit der ersten Austragung des Cups 2004 gab es nie mehr als sechs Wertungen pro Saison. Allerdings gab es im vergangenen Jahr so wenige Teilnehmer wie seit 2004 nicht mehr. Damals waren fünf Fahrer in der Meisterschaft eingeschrieben.
Nach dem Höhepunkt der Serie im Jahr 2008 mit 20 Startern waren es 2011 noch sechs Fahrer, von denen aber nur fünf bei allen Rennen an den Start gerollt sind. Meister wurde Titelverteidiger Josef Schneider, der allerdings nur eine Veranstaltung gewinnen konnte.
Schnellster Fahrer der Saison war Jürgen Mohr, der wiederum beim zweiten Lauf der Saison mit technischen Problemen eine Nullrunde einfuhr – ein Minus, das auch mit drei Siegen in allen übrigen Läufen nicht mehr auszugleichen war, so dass es am Ende nur zu Platz drei hinter Schneider und Jörg Hecker gereicht hat. „Das war für mich natürlich alles andere als erfreulich“, sagt Jürgen. „Wenn du bei fast allen Rennen Schnellster bist und am Ende in einer Meisterschaft nicht die Möglichkeit hast, einen Fehler wieder auszugleichen, kann das eigentlich nicht Sinn der Sache sein“, kommentiert der viermalige Meister Mohr.
Was man bei DMSB dazu denkt
Eine Rennserie, die in ihrer Klasse das höchste Prädikat in Deutschland darstellt und mit nur drei Veranstaltungen und fünf Fahrern über die Bühne geht, ist auch nicht nach dem Geschmack des DMSB. „Wir hätten natürlich gern mehr Fahrer und mehr Veranstaltungen. So macht das Ganze nicht wirklich Sinn“, gibt auch DMSB-Motorsport-Koordinator Markus Schullenberg zu denken. Damit sich im Enduro Quad Cup etwas tut, wurden jetzt zumindest einige Vorschriften geändert. So dürfen alle, die zum ersten Mal in dieser Serie antreten, zumindest in ihrer ersten Saison mit einer B-Lizenz an den Start gehen. „Das ist gewissermaßen eine Schnuppersaison, die wir den Fahrern anbieten, sagt Schullenberg. Damit zumindest in jedem Jahr fünf anstatt wie bisher vier und sechs Rennen pro Jahr im Wechsel ausgetragen werden, wurde zudem ein Veranstalter dazu bewegt, seine turnusmäßige Enduro-Quad-Veranstaltung zu verschieben. „So haben wir nun wenigstens diese fünf Rennen pro Veranstaltungsjahr und keine Wertung, wie in dieser Saison, mit nur vier Ergebnissen“, so Schullenberg weiter.
Ähnlich unbefriedigend sieht es aus seiner Sicht auch mit Blick auf die vor zwei Jahren neu geschaffene Motocross-Quad-DM aus. „Was die Teilnehmerzahlen angeht, da sind wir durchaus zufrieden. Das Starterfeld ist international, in diesem Jahr waren über 40 Teilnehmer aus sieben Nationen am Start. Weniger positiv ist der Umstand, dass wir auch in der Cross-DM nur fünf Renntermine im Kalender stehen haben.“ Waren es vor der Aufwertung des MX-Quad-Cups zehn und mehr Veranstalter, die sich förmlich um das spektakuläre Prädikat der Vierradfraktion rissen, haben die meisten Veranstalter aus finanziellen Gründen keine Freude mehr an den Quads. Schließlich werden mit dem DM-Prädikat auch Punktgelder und Reisekosten für die teilnehmenden Fahrer fällig, was vielen Vereine, die früher diese Rennen veranstaltet haben, einfach zu teuer geworden ist.
Wie schon in der ersten Saison mit dem Prädikat einer Deutschen Meisterschaft im Jahr 2010 wurden Rennen der Quads auch im vergangenen Jahr nur bei fünf Veranstaltungen gestartet. Ähnlich wie im Enduro-Segment stand dann am Ende der Saison nicht der derzeit schnellste Fahrer der Szene ganz oben auf dem Podium – der Titel ging wie in den Jahren 2009 und 2010 an den Holländer Joe Maessen, der sich den Titel nunmehr zum dritten Mal in Folge holte und damit in die Fußstapfen seines Landsmanns Ingo ten Vregelaar tritt; mit insgesamt 6 Titeln ist dieser immer noch Rekordhalter in der deutschen Szene.
Bester Deutscher: Stefan Schreiber
Bester Fahrer in der deutschen Meisterschaft war allerdings Stefan Schreiber. Der Winnender, der nach langer Verletzungspause im Jahr 2011 wieder eine komplette Saison gefahren ist, war in den Rennen, in denen die Technik hielt, nicht zu schlagen. Sieben Mal im Ziel, sieben Mal mit deutlichem Vorsprung gewonnen – so die Bilanz des ewigen Zweiten im Cup und in der DM, der 2008, 2009 und nun auch 2011 Vizemeister wurde. Auf Grund von drei Ausfällen hatte es Maessen gereicht, sich als Punkte-Eichhörnchen zu betätigen. Lediglich in den Rennen, in denen KTM-Pilot Schreiber nicht ins Ziel kam, wurde der Holländer, der in der Saison 2011 auf einer Suzuki unterwegs war, Laufsieger. Am Ende war er jedoch auch nie gezwungen, mehr zu setzen, waren es doch zum Saisonabschluss zehn Punkte Vorsprung auf die Verfolger.
Konsequenzen für 2012
Beim DMSB will man die Entwicklung der Deutschen Motocross Meisterschaft weiter kritisch im Auge behalten. „Auf Wunsch der Szene wurde die Aufwertung zur Deutschen Meisterschaft gemacht. Jetzt muss man dem Ganzen sicherlich auch etwas Zeit geben, sich mit den neuen Gegebenheiten zu etablieren“, sagt Markus Schullenberg. Er hofft zumindest, dass die Quad-DM trotz der entstandenen Mehrkosten für die Veranstalter wieder Fuß fasst und mehr Veranstalter findet. Die Teilnehmerzahlen zumindest sprechen für sich und den mittlerweile hohen Stellenwert der Deutschen Meisterschaft.
Kontakt: DMSB
gemäß unserer Datenschutzrichtlinien, zu.