28.02.2011
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SL Motorbike: Terror in Tunesien

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SL Motorbike, Tunesien-Tour 2011: Dünensurfen mit dem QuadMit dem Schrecken davon kamen Michi Berger und Michi Simon auf ihrer Quad-Tour durch Tunesien Anfang Januar. Dabei wollten die beiden Schweizer doch nur ein bisschen Quad fahren in der Sahara… >>> Video >>>


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Okay, Michi Simon gilt ein bisschen als Revoluzzer, zumindest als Importeur fernöstlicher Fahrzeuge in der Schweizer Quad-Szene. Dass er aber auf seiner Quad-Tour durch Tunesien mitten in die große Revolte geraten würde, die später zur Flucht des Präsidenten führen würde, hatte er sich dann doch nicht so vorgestellt.
Doch von Anfang an. Aufgebrochen ins Abenteuer ist er mit seinem Freund Michi Berger am 24. Dezember 2010. Unterwegs sind die beiden Michis in einem aufwändig umgebauten Magirus Allrad-LKW. Das ehemalige Feuerwehr-Auto ist ausgerüstet mit einem Expeditions-Koffer mit Quad-Garage, Werkstatt, Küche und vier Schlafplätzen, überdies sorgen große 14×20-Zoll Sandreifen, ein 500-Liter Diesel, 500-Liter Frischwasser- und ein 300-Liter Abwasser-Tank für Wüstentauglichkeit. ‚Da kann ja nichts mehr schief gehen‘, sollte man meinen…

SL Motorbike, Tunesien-Tour 2011: Kamel am Steuer

Ab in die Wüste

In Genua geht’s am ersten Weihnachts-Tag aufs Schiff, 24 Stunden später rollt der khakifarbene Magirus auf tunesischen Boden. Die Zoll-Formalitäten im Hafen von Tunis sind bereits nach einer halben Stunde erledigt – Glück gehabt, Michis Behinderung erweist sich hier einmal als Vorteil. Seit rund 10 Jahren sitzt Michi Simon im Rollstuhl. MotoCross-Unfall. Doch kein Anlass für ihn aufzugeben. Im Gegenteil: Als Quad-Händler und Großhändler gibt Michi Gas mit SL MotorBike und Motax, mit seinem Magirus stillt er seinen Abenteuer-Hunger, und beim Quadfahren gibt er allenfalls Profis eine Chance, an ihm vorbeizuziehen.
Zurück nach Tunesien: Aus dem Freihafen heraus, wimmelt es von Polizisten und brennenden Reifen. „Am Anfang dachte ich, das wäre normal“, sagt Michi, der an diesem Tag das erste Mal in Tunesien ist. So ist er froh, eine Stunde vor Mitternacht auf dem Campingplatz von Gafsa, rund 350 Kilometer südlich von Tunis, anzukommen. Einen Tag später und 200 Kilometer weiter, eröffnet sich hinter Douz die Sahara.
Die Temperaturen sind ideal zum Quadfahren: Morgens noch ein bisschen frisch, wird’s tagsüber rund 25 Grad warm, und das bei stets prächtigem Sonnenschein, während in deutschsprachigen Gefilden das Schneechaos tobt.

SL Motorbike, Tunesien-Tour 2011: endlose Weite in der Sahara

Dünensurfen

Jetzt ist Quadfahren angesagt. Dünensurfen, Drifts und endlose Vollgas-Passagen mit einer SMC RAM 520 RR. Michi kann zwar seine Beine nicht bewegen, auf dem Quad halten kann er sich aber ohne weitere Hilfsmittel. Wheelies: kein Problem. Nur bei Sprüngen muss er etwas vorsichtig sein. Zum Schalten betätigt er den Fußhebel mit der Hand, und das mit verblüffendem Geschick.
Ausgerüstet ist das Sportquad mit ‚Sand Gecko‘ Reifen von Kenda an der Hinterachse, sonst ist alles serienmäßig. „Wir hätten sogar die Original-Bereifung verwenden können“, sagt Michi, der fahrtechnischen Problemstellungen stets mit verstärktem Druck auf den Gashebel begegnet: „Nur anhalten darfst’ halt nicht im Mullersand.“
Im Dünen-Meer erleben die beiden Michis Einsamkeit. Außer den 20 Meter hohen Sandbergen ist nichts da als Weite und gelegentlich ein paar Nomaden, die mit ihren Kamelen an den beiden Schweizern vorbeiziehen – verwundert über die Dinge, die diese hier mit ihrem Fahrzeug anstellen: Anfahren gegen die Dünen, darüber springen, dahinter im Drift wenden und das Ganze wiederholen. „Offroad für mich“, schwärmt Michi, „hier stört man niemanden, und es entscheiden keine Verbotsschilder, sondern allein das Können und die Kenntnis der Landschaft.“
Rund 500 Kilometer spulen die beiden Michis mit dem Quad ab, und das bei digitaler Fahrweise: Vollgas, Vollbremsung – eine Zwischenstellung ist die Ausnahme. Bemerkenswert, dass die 520er SMC dies klaglos mitmacht.

SL Motorbike, Tunesien-Tour 2011: Platz genug für Mann & Maschine in Michis Magirus

Bombenstimmung in Tunis

Fast drei Wochen lang haben sich die beiden Schweizer Michis Zeit genommen für ihr wüstes Abenteuer – nun ist es an der Zeit zurückzukehren. Vom 11. auf den 12. Januar übernachten die beiden rund 20 Kilometer vor Tunis, um sich am nächsten Tag in aller Ruhe Tunis anzusehen.
Doch es kommt anders. Plötzlich sind sie von Polizei-Fahrzeugen, Militär-LKWs und Panzern umgeben. Die Tankstellen werden von Soldaten bewacht, sie tragen Maschinengewehre. Versammlungen in den Dörfern, Rauchschwaden und Menschen, die plötzlich rennen, als ginge es um ihr Leben. Auf dem Campingplatz erzählt man von Italienern, deren Wohnmobile vom vandalierenden Mob demoliert wurden. So harren die beiden aus auf ihrem Campingplatz kurz vor Tunis.
Am 13. Januar allerdings müssen sie den Weg zur Fähre antreten. In einem großen Bogen umfahren sie Tunis. Panzer, Militär und Polizei säumen den Weg. Obwohl erst ab 19 Uhr eingeschifft werden soll, erreichen die beiden Schweizer bereits mittags den Hafen. Und das ist gut so. Denn schon eine halbe Stunde später beginnt ein fürchterliches Theater. Hektisch werden sie aufgefordert, die Zoll-Formalitäten zu erledigen – nun soll schon um 16 Uhr einschifft werden. Die Zöllner kennen sich nicht aus, ihre gewohnte nordafrikanische Gelassenheit ist angsterfüllter Hektik gewichen. Plötzlich riegelt das Militär den Hafen ab – alles stehen bleiben, keiner darf aufs Schiff. Doch die Fähre MUSS bis Mitternacht ablegen.
Die Zöllner sind ratlos, ignorieren die Vorschriften. Formalitäten, Unterschriften, Stempel und Durchschriften sind plötzlich völlig egal. „Irgendwie waren wir dann auf dem Schiff, und das hat planmäßig um 22 Uhr abgelegt“, erinnert sich Michi. Freunde von ihm, die am Freitag mit der Fähre nach Italien fahren wollten, sind tagelang im Hafen festgesessen. Am 15. Januar erreicht die tunesische Revolte ihr Ziel: die Flucht des Präsidenten Ben Ali.

SL Motorbike, Tunesien-Tour 2011: Quadfahren bis zum Abwinken

Auf ein Neues

Die beiden Michis haben derweil ein anderes Ziel: „Weihnachten und Neujahr 2011/2012 möchte ich wieder nach Tunesien.“ Möglichst mit Kunden eine ähnliche Tour wiederholen. Groß genug, um 10 bis 12 Quadfahrer zu versorgen, ist der Magirus ja…

Kontakt: SL Motorbike